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Brandenburg: Garnisonkirche: Der Konflikt verschärft sich

Platzeck wirft Traditionsverein Engstirnigkeit vor – Schönbohm wurde nicht zu Ausstellung eingeladen

Potsdam. Im Streit um den teilweisen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche hat Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel deutlich kritisiert. „Sachfremd und engstirnig“ seien deren jüngst geäußerten Vorbedingungen für den Wiederaufbau des Turms der Kirche. Die Gemeinschaft sollte nun die ausgestreckte Hand der evangelischen Kirche ergreifen, sagte Platzeck am Sonnabend zur Eröffnung einer Ausstellung über die Kirche.

Gegen die von der Kirche geplante Nutzung des wiederaufgebauten Garnisonkirchturms als Versöhnungszentrum gibt es Widerstand von der Traditionsgemeinschaft, die rund 5,7 Millionen Euro für das Potsdamer Wahrzeichen gesammelt hat. Die Traditionsgemeinschaft knüpft die Freigabe der Spenden an Bedingungen: So hatte ihr Vorsitzender Max Klaar erklärt, in dem Turm dürfe es keine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare geben – für die Kirche inakzeptabel. Die Verhandlungen stecken in der Sackgasse, zumal die Traditionsgemeinschaft auch eine Beteiligung an der Ausstellung abgelehnt hat.

Schon im Vorfeld der Ausstellungseröffnung war es zu einem Eklat gekommen: Innenminister Jörg Schönbohm(CDU) hat nach eigenen Angaben trotz vorheriger Nachfrage keine Einladung zu dem Termin erhalten, obwohl er Schirmherr des Wiederaufbaus ist. In einem Beschwerdebrief Schönbohms an den Potsdamer Generalsuperintendenten Bertram Althausen ist von einem „unfreundlichen Akt“ die Rede. Althausen wies die Kritik zurück. Schönbohm warnte in seinem Schreiben auch vor einer Ausgrenzung des Traditionsvereins Potsdamer Glockenspiel.

In dem Schreiben verweist Schönbohm darauf, dass sein Büroleiter bereits vor einigen Monaten den Wunsch nach einer Einladung an Stadtpfarrer Martin Vogel herangetragen habe. Vogel habe dies zugesichert – aber nicht eingehalten. Es sei „kein Ausdruck von Dialogbereitschaft“, zumindest „aber in besonderer Weise unglücklich“, wenn der Schirmherr des Wiederaufbaus „nach ausdrücklicher Nachfrage eher bewusst als fahrlässig“ keine Berücksichtigung beim Kreis der Eingeladenen finde. Superintendent Althausen erklärte dagegen, es seien überhaupt keine persönlichen Einladungen verschickt worden. Es handele sich bei der Ausstellung um eine Veranstaltung im Rahmen des laufenden Ökumenischen Kirchentages.

In die Debatte um die Garnisonkirche hatte sich zuletzt Sozialminister Günter Baaske (SPD) eingeschaltet, der dem Traditionsgemeinschaftsvorsitzenden Klaar Intoleranz und Ausgrenzung, vor allem aber „beängstigend strengen Konservatismus“ vorwarf.

In seinem Schreiben verknüpft Schönbohm seine NichtEinladung mit dem Vorwurf, sie könnte den Schluss zulassen, dass die Kirche „unter dem Mantel der Versöhnungsbereitschaft“ einer Kritik wie von Baaske Vorschub leiste. „Dies würde zugleich der Ausgrenzung einer Vielzahl von Spendern, die hinter Max Klaar stehen, auf eigene Weise den Boden bereiten“, so Schönbohm. thm/dpa

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