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Brandenburg: Gartenstadt Marga: Die "Perle der Lausitz" wurde für 90 Millionen Mark saniert

Das riesige schwarze Kreuz auf dem Marktplatz der Gartenstadt Marga bei Senftenberg verfehlte vor drei Jahren seine Wirkung nicht. Mit ihm hatten die Bewohner auf den rasanten Verfall des einstigen Schmuckstücks der Lausitz aufmerksam machen wollen.

Das riesige schwarze Kreuz auf dem Marktplatz der Gartenstadt Marga bei Senftenberg verfehlte vor drei Jahren seine Wirkung nicht. Mit ihm hatten die Bewohner auf den rasanten Verfall des einstigen Schmuckstücks der Lausitz aufmerksam machen wollen. 45 Prozent der fast 400 Wohnungen waren damals schon unbewohnbar. Die Mieter zogen scharenweise aus ihrem Heimatort weg. Das Schicksal der "Perle der Lausitz" schien besiegelt zu sein. Doch der öffentliche Protest zeigte Wirkung bei Landesregierung, Arbeitsamt und Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft als Eigentümer der Siedlung. Heute erstrahlt die Siedlung wieder in jenem Glanz, den sich ihre Architekten beim Baubeginn 1907 vorgestellt hatten. Marga - benannt nach einer in der Nähe befindlichen Braunkohlengrube - konnte gerettet werden. Bauleute, Einwohner und Beamte mehrerer Ministerien und anderer Behörden feierten deshalb am Wochenendeden Abschluss der Sanierung.

Bei den Führungen durch Deutschlands älteste Gartenstadt probten die Architekten gleich für viele weitere Veranstaltungen in diesem Sommer: Marga gehört zu den registrierten Projekten der Expo. "Hier erleben Sie eine auf dem Reißbrett entstandene ideale Stadt", sagte Landrat Holger Bartsch. Generalplaner Olaf Gibbins verwies auf Beispiele in den USA. "Dort entstehen heute neue Siedlungen exakt nach dem Muster der Marga, nur meist aus Polystyrol. Hier dagegen ist alles aus Stein und Beton."

Der besondere Reiz der einst von der Ilse-Bergbau-AG für Arbeiter und Beamte gebauten Siedlung erschließt sich beim Bummel durch die auf den rechteckigen Marktplatz zuführende Straßen: Kein Haus gleicht dem anderen, es gibt keine strenge Häuserfronten, Vor- und Mietergärten lockern die Anlage auf, Waschküchen und Kleintierställe standen einst für komfortables Wohnen, eine eigene Schule, eine Kirche, eine Post, ein Gasthaus und Geschäfte machten den Ort zu einer eigenen Stadt. "Für jedes Haus schlossen wir mit der Denkmalpflege einen 40-seitigen Vertrag ab. Putz, Stuck, Dächer und viele andere Elemente befinden sich nun wieder im originalen Zustand", sagte Architekt Gibbins. Nur die Grundfläche der Wohnungen wurde von 45 Quadratmeter auf 70 erweitert.

Die Rettung der Marga gelang in einem beispiellosen finanziellen Kraftakt. Mehr als 90 Millionen Mark öffentliche Mittel flossen in den vergangenen zwei Jahren in die Sanierung. Nach gescheiterten Privatisierungsversuchen übernahm die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft selbst die Bauleitung und die Vermietung. Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen. Vor allem das Straßen- und Abwassernetz muss dringend erneuert werden. In einigen Wohnungen soll das Abwasser sogar in die neuen Bäder drücken, weil die alten Rohre marode sind. Vor allem aber brauchen die sanierten Wohnungen nun neue Mieter. Die Brikettfabrik am Ortsrand existiert nicht mehr. Deren Ende nach der Wende leitete die endgültige Vernachlässigung von Marga ein. Nun soll ein Industriepark neue Arbeitsplätze bringen. Dann könnte die klassische Idee einer Gartenstadt wieder zum Leben erweckt werden: Arbeiten und gesundes Leben in unmittelbarer Nähe.

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