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Brandenburg: Gegen die Kälte

Ab November wieder Wärmestuben für Obdachlose Rund 450 ehrenamtliche Helfer sind im Einsatz

Berlin - Marie-Therese Reichenbach spricht Russisch, Lettisch und auch etwas Litauisch. Für die Fahrerin des Kältebusses der Berliner Stadtmission ist das zur wichtigen Qualifikation geworden. Denn immer mehr Wohnungslose in Berlin kommen aus Osteuropa. Das wurde am Montag zum Start der diesjährigen Kältehilfe deutlich. Vertreter von Diakonie und Caritas stellten die ab 1. November beginnenden Hilfsangebote für Berlins Wohnungslose vor.

Jeder Fünfte der bis zu 10 000 Wohnungslosen in Berlin ist ausländischer Herkunft. „Leider fehlen auf Ämtern und Behörden interkulturelle Kompetenzen fast völlig“, beklagte die Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg, Pfarrerin Susanne Kahl-Passoth. Häufig werde noch nicht einmal Englisch oder Französisch gesprochen.

Neben dem Kältebus der Stadtmission, der Obdachlose auf Anfrage in eine Notübernachtung bringt, gibt es auch im kommenden Winter wieder das Arztmobil der Caritas sowie Wärmestuben und Notübernachtungen in mehr als 70 Kirchengemeinden. „Wir sind gut vorbereitet und gerüstet“, hieß es gestern. Die bisherige Krankenstation für Wohnungslose der Berliner Stadtmission musste allerdings mangels Nachfrage geschlossen werden. Durch die Gesundheitsreform gebe es inzwischen bessere Möglichkeiten zur medizinischen Versorgung von Wohnungslosen, sagte Stadtmissionsdirektor Hans-Georg Filker, der zugleich um Spenden für die Kältehilfe warb.

Viele Obdachloseneinrichtung erlebten im Winter „Spitzentage“, an denen der Ansturm über das finanziell abgesicherte Maß hinausgeht. So erhalte die Notübernachtung am Hauptbahnhof beispielsweise öffentliche Zuschüsse für 60 Plätze. An manchen Tagen des letzten Winters wurden dort aber 149 Personen betreut.

Manche nahmen auch am Thanksgiving-Essen teil, das der US- Botschafter für Berlins Wohnungslose ausrichtet. „Für mich war es überraschend, wie sich etwa zehn Prozent unserer Gäste in fließendem Englisch mit dem Botschafter unterhalten konnten“, sagte Hans-Georg Filker. Das zeige, „wie einfach auch hochgebildete Menschen in die Wohnungslosigkeit abrutschen können“.

Auch diesmal werden sich laut Stadtmission rund 450 Ehrenamtliche für Berlins Obdachlose engagieren. „Uns geht es darum, auch gegenüber den Wohnungslosen Wertschätzung und Respekt zu zeigen.“Benjamin Lassiwe

Hilfe für Wohnungslose. Kältebus-Telefon: 0178 - 523 58 38, Kältehilfetelefon: 68081107, täglich von 19–23 Uhr.

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