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Brandenburg: Genosse gegen Genosse in Ludwigsfelde

In der Erfolgsgemeinde bewerben sich am Sonntag gleich zwei SPD-Mitglieder um das Bürgermeisteramt

Ludwigsfelde - Ludwigsfelde erlebt gerade einen bizarren Kampf um die Rathausspitze. Der Titel dazu könnte lauten: „Genosse gegen Genosse“. Am Sonntag wählen die 24 000 Einwohner der Stadt am südlichen Berliner Ring nämlich einen Nachfolger für SPD-Bürgermeister Heinrich Schmoll, der seine Kommune seit 1990 unangefochten führte. Vor allem der Erfolg als Wirtschaftsförderer gab ihm Recht. Ludwigsfelde, das Flaggschiff im Landkreis Teltow-Fläming, brummt. Sechshundert Unternehmen gibt es hier heute. Daimler baut mit 2500 Beschäftigten den Sprinter, MTU wartet Flugzeugtriebwerke, Volkswagen betreibt ein Logistikzentrum für die neuen Länder. Nun aber ist Schmoll 65 Jahre alt und muss aus Altersgründen ausscheiden, so schreibt es die Kommunalverfassung vor. Und prompt geht wegen der Nachfolge in der eigenen Partei ein merkwürdiges Hauen und Stechen los.

Zur Bürgermeisterwahl treten zwei SPD-Genossen gegeneinander an. Wie man hört, sehr zum Verdruss von Landeschef Matthias Platzeck oder von Christoph Schulze, dem Unterbezirkschef und parlamentarischen Geschäftsführer der Landtagsfraktion. Der Hintergrund ist eine lokale Fehde, nicht ungewöhnlich in der mitgliederschwachen Brandenburger SPD. Der Ludwigsfelder Ortsverein hat den bisherigen Stellvertreter Scholls im Ludwigsfelder Rathaus, den Finanzbeigeordneten Frank Gerhard, als Kandidaten nominiert. Er hatte sich intern klar gegen zwei Gegenkandidaten durchgesetzt. Aber einer davon, das SPD-Mitglied Hans-Erwin Baltrusch, fand sich damit nicht ab. Und kandidiert nun auf eigene Rechnung als Einzelbewerber.

Zwar gibt man ihm vor Ort kaum Chancen, dass er am Ende tatsächlich das Rennen machen kann. Gerhard gilt durchaus als Favorit. Aber die Genossenfehde trübt das Bild und nervt die Sozialdemokraten kräftig. „Da spielt einer Robin Hood“, sagt etwa Brandenburgs Generalsekretär Klaus Ness. Er legt Wert darauf, dass der Ortsverein geschlossen hinter dem offiziellen Kandidaten Gerhard steht. Gegen den abtrünnigen Baltrusch sei ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet worden, um ihn aus der SPD auszuschließen. „So sehen es die Regularien vor. Das ist in zig Prozessen bis zum Bundesschiedsgericht entschieden worden“, sagt Ness. Die Entscheidung fällt am 19. Oktober, nach der Wahl – die durch die Genossenfehde spannend wird. Niemand kann ausschließen, dass Noch-Genosse Baltrusch den Genossen Gerhard Stimmen kostet. Da vier weitere Kandidaten antreten, etwa Klaus Hubrig für die Linken, wird mit einer Entscheidung erst in Stichwahl gerechnet. Einen „Durchmarsch“ wie in Falkensee, wo vorigen Sonntag der SPD-Landtagsabgeordnete und Wirtschaftsexperte Heiko Müller im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister gewählt wurde, werde es wohl nicht geben, sagt selbst Ness.

Wie auch immer: Zwar finden die Bürgermeisterwahlen in Falkensee, Ludwigsfelde oder bald in Wittstock außer der Reihe statt, weil Amtsinhaber in Pension gehen. In den Parteien aber gelten sie bereits als erste „Testläufe“ für die Kommunalwahl 2008.

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