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Neil Dudgeon spielt Inspector Barnaby, der in der südenglischen Grafschaft Midsomer ermittelt.

© ZDF und Mark Bourdillon

Dauerkrimi "Inspector Barnaby": Immer noch Einwohner in Midsomer

Nicht totzukriegen, auch wenn in der südenglischen Grafschaft Midsomer allmählich die Opfer ausgehen müssten: "Inspector Barnaby" in der 20. Staffel.

Von niemand Geringerem als ihrer Majestät höchstselbst, Queen Elizabeth, stammt der schöne Ausspruch, dass es in der südenglischen Grafschaft Midsomer eigentlich keine Einwohner mehr geben könne, so oft wie dort gemordet würde. Die Queen ist, dies sei nebenbei noch dezent vermerkt, bekennende Zuschauerin der britischen Dauer-Kult-Reihe „Midsomer Murders“, die hierzulande unter dem Titel „Inspector Barnaby“ läuft. Die Reihe um den in der fiktiven Grafschaft Midsomer ermittelnden Detective Chief Inspector Barnaby erfreut sich überaus großer und ebenso kontinuierlicher Popularität – und das seit nunmehr 23 Jahren. Am 23. März 1997 ging es auf dem englischen Sender ITV los, in Deutschland zog das ZDF um Jahre versetzt nach, dort ging „Barnaby“ am 26. Juni 2005 auf Sendung. Inzwischen hat es die Reihe, die als eine der meistverkauften britischen Fernsehreihen gilt, auf stolze 122 Filme in 20 Staffeln gebracht, die 21. Staffel wurde 2019 fertig produziert.

Zeitlosigkeit als Erfolgsfaktor

„Inspector Barnaby“ stellt dabei durchaus ein Phänomen dar: Die Reihe ist vollkommen unbeschadet von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gegangen, hat den Jahrtausend-Wechsel ebenso spur- wie schadlos überstanden und auch den Sprung ins digitale Zeitalter mit ebenso offenkundiger wie eleganter Mühelosigkeit bewältigt. Gewiss, bei „Barnaby“ hielten irgendwann Mobiltelefon und Email Einzug, dennoch scheint der Krimi einer vollkommenen Zeitlosigkeit verhaftet, die ihn ebenso modern wie antiquiert wirken lässt und so oder so niemandem schadet – außer den unzähligen Toten, die auf die absurdeste, geradezu groteskeste Art und Weise das Zeitliche segnen. „Barnaby“ strahlt in diesen unruhigen, turbulenten Verlässlichkeit aus, „Barnaby“ ist Fixpunkt und Ruhepol. Ein wenig schwingt hier Agatha Christie mit ihren Heroen Miss Marple und Hercule Poirot mit, dazu eine Prise britisches Understatement, teils absurder Humor, und zum Tässchen Tee wird Barnaby mit seinem Assistenten auch oftmals eingeladen. Das Setting – die Reihe wird im beschaulichen Süd-England gedreht – ist dekorativ und hübsch anzusehen, ohne dabei auch nur im Ansatz in Rosamunde-Pilcher-Katastrophen-Kitsch abzudriften. „Inspector Barnaby“ ist ein Therapeutikum.

Neuer Assistent

In Deutschland geht „Inspector Barnaby“ in die 20. Staffel, und das bringt gleich mehrere Neuerungen mit sich, auch jene funktionale, dass die Reihe erstmals und fortan auch im englischen Original zu hören ist, so man es wünscht. Die weiteren Neuerungen sind personeller Art: mal wieder wurde Barnabys Assistent ausgetauscht, dies geschah bereits in Staffel 19, doch nun ist der Neue, Detective Sergeant Jamie Winter (Nick Hendrix) fix mit an Bord. Seinen Vorgänger, DS Charlie Nelson (Gwilym Lee), hielt es lediglich drei Staffeln. Winter ist bereits der fünfte Barnaby-Assistent, der Part des Sidekicks scheint etwas von einem Schleudersitz an sich zu haben. Kontinuität war hier einzig bei dem dritten der bislang fünf Assistenten auszumachen, dem von Fans favorisierten DS Ben Jones (Jason Hughes), der der einzige war, der unter dem originären Tom Barnaby – John Nettles, für viele „the one and only“ – und seinem Nachfolger John Barnaby (Neil Dudgeon) ermittelte. Neu ist ab dieser 20. Staffel auch die meinungsstarke, forsche und nicht mehr ganz junge Rechtsmedizinerin Fleur Perkins (Annette Badland), die in der in einer Bierbrauerei angesiedelten Auftakt-Folge „Mord nach altem Rezept“ ihren ersten Auftritt hat. Diese Neuerungen bringen es mit sich, dass nun, nach dem Ausscheiden der letzten vertrauten Gesichter – mit Ausnahme von Neil Dudgeon als Barnaby und Fiona Dolman als dessen Gattin Sarah natürlich – wirklich niemand mehr mit an Bord der Reihe ist, den die geneigte Zuschauerschaft noch aus älteren Folgen kennt. Die Brüche in der „Barnaby“-Erfolgsreihe, sie wurden still und leise vollzogen. Ebenso ihre Modernisierung.

Doku zur Krimireihe

Wie sehr sich das scheinbar beständige Phänomen „Midsomer Murders“ im Laufe der Jahre letztlich doch verändert hat, das zeigt auch die neue TV-Doku „Inspector Barnaby – Die Dokumentation“, die im Anschluss an den Staffel-Auftakt zu sehen ist und den hübschen Untertitel trägt: „20 Dinge, die Sie in Midsomer tun sollten, bevor Sie sterben.“ Ur-Barnaby John Nettles führt durch das Programm, zu Wort kommen neben Produzent, Komponist und Kameramann auch mehrere Schauspieler, die längst ausgeschieden sind und seinerzeit zur ersten Stunde dazuzählten: etwa Jane Wymark, die die Ehefrau Joyce Barnaby spielte, oder Daniel Casey, der erste Assistent Gavin Troy. Sie alle erzählen von den Dreharbeiten, die damals – 1996 – begannen. Es ist, das vergegenwärtigt die sehenswerte Begleit-Doku auch, seither ein Vierteljahrhundert vergangen.

„Inspector Barnaby: Mord nach altem Rezept“, Sonntag, ZDF, 22 Uhr 15; „Inspector Barnaby: Die Dokumentation“, 0 Uhr 35

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