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Brandenburg: Geständnis im Prozess gegen rechte Schläger

Mitangeklagter schildert brutalen Angriff auf Linke

Von Frank Jansen

Potsdam - Im Potsdamer Mammutverfahren gegen Neonazis, die zwei Linke halbtot geprügelt haben sollen, hat ein Angeklagter mehrere Kumpane belastet. Er habe gesehen, wie der Mitangeklagte Oliver O. dem Opfer Tamas B. mehrmals gegen den Kopf trat, sagte Marcell Sch. gestern vor der Ersten Strafkammer des Potsdamer Landgerichts. Er sei schockiert gewesen, sagte Sch., der bei dem Überfall selber nicht zugeschlagen haben will. Sch. belastete auch eine Frau, die als Mittäterin in einem Parallelprozess vor der Jugendkammer angeklagt ist. Die Frau habe Tamas B. von hinten mit einer Bierflasche einen Schlag auf den Kopf versetzt, „dass es klirrte“.

Die Aussage von Sch. ist nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ein Durchbruch in dem Doppelprozess. Zuvor hatte kein Angeklagter gegen einen anderen ausgesagt. Marcell Sch. hatte zwar bei der Polizei ein Geständnis abgelegt, dies aber später widerrufen. Doch er werde bereits von der rechten Szene als „Verräterschwein“ bedroht, sagte Sch.

Bei dem Angriff einer rechtsextremen Meute im Juli 2005 in Potsdam wurden die beiden Studenten Tamas B. und Christoph B. schwer misshandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft den insgesamt elf Angeklagten aus Berlin und Potsdam versuchten Mord vor. Das Verfahren wurde aufgeteilt; die Jugendkammer führt den Prozess gegen fünf jüngere Angeklagte, die zur Tatzeit noch Heranwachsende waren.

„Ich habe einen großen schwarzen Mob auf mich zulaufen gesehen“, schilderte gestern Tamas B. den Beginn des Überfalls. Da er als Linker bekannt ist, habe er „ziemlich schnell gewusst, was da passieren würde“. Nach dem Schlag mit der Flasche auf seinen Hinterkopf sei er bewusstlos zu Boden gegangen, sagte Tamas B. Erst als er „einen Schuh ins Gesicht bekam, bin ich wach geworden“. Er habe dann mit seinen Händen versucht, den Kopf vor den Tritten zu schützen. Tamas B. erlitt eine Schädelhirnprellung und mehrere Schürfwunden.

Sein Freund Christoph B. wurde ebenfalls massiv geschlagen und getreten. Außerdem habe ihm einer der Täter eine abgebrochene Flasche ins Gesicht gestoßen, sagte B. gestern vor Gericht. Der Student ist seit dem Angriff stärker noch als Tamas B. traumatisiert. Bei einem Nervenzusammenbruch kurz nach der Tat stürzte B. eine Treppe hinunter und zog sich weitere Verletzungen zu.

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