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Brandenburg: Gewürzgurke goes America

Der Spreewaldhof exportiert seine Single-Dose „Get one“ nach Pennsylvania. Adressaten sind die Investoren des neuen Luftfrachtzentrums Drewitz

Golßen - Die Amerikaner waren gekommen, weil sie über eine 25-Millionen-Dollar-Investition reden wollten. Es ging um das Luftfrachtzentrum, das auf dem Regionalflughafen Cottbus-Drewitz entstehen soll. Aber dann öffneten die lokalen SPD-Politiker „einmal ganz cool eine Büchse“, wie Landrat Dieter Friese sagt, „und holten zur allgemeinen Überraschung eine Gurke heraus“ – und da rückte der Flugplatz kurzfristig in den Hintergrund. So kommt es, dass sich in Kürze eine Ladung kleiner Weißblechdosen auf den Weg nach Amerika macht, nach Pennsylvania, wo die Investoren herkommen. Jede Dose wird eine Gewürzgurke von zwölf Zentimetern Länge und einem Durchmesser von 3,5 Zentimetern enthalten, einfach zu öffnen und wiederverschließbar sein.

40000 Dosen importieren die Investoren fürs Erste, um zu gucken, wie ihren Landsleuten die säuerliche Erfrischung mundet. Einen neuen Namen muss man sich auf dem Spreewaldhof Golßen für den Exportartikel nicht extra ausdenken: „Get One“, heißt die Single-Gurken-Dose schon jetzt ganz englisch.

Völlig fremd ist den Menschen in Pennsylvania der Geschmack der deutschen Küche nicht, sie hat die Gegend, in der es viele deutsche Einwanderer gab, mitgeprägt: Eingelegtes, Mariniertes, Gepökeltes, Apfelbutter, Klöße, Brezeln, Sirup und Würste oder getrocknetes Rindfleisch werden hier gegessen – und vielleicht ist die Einweg-Gewürzgurke ja genau das, was noch gefehlt hat zum kulinarischen Glück. Weil eine solche saure Offerte einen geschmacklichen Ausgleich geradezu herausfordert, werden noch einige tausend süße Kalorienbomben mit in den Container nach Pennsylvania gepackt. In Guben werden Zuckerwattebecher mit dem Namen „Cotton Candy“ produziert. Sie stehen bereits in den Regalen vieler deutscher Filialen der US-Supermarkt-Kette „Wal-Mart“ – und sollen nun auch im Heimatland der Candies ihre Abnehmer finden.

Schon einmal haben die Spreewälder vorgehabt, ihre Gurke auch in fernen Ländern anbieten zu wollen: Vor einigen Jahren kündigte der deutsche Marktführer bei Gewürzgurken den Sprung nach Dubai an. In der Wüste sollten die Gurken bei den Bewohnern wenigstens für einen Moment ein Gefühl der Frische auslösen. Doch durch die Querelen über den letztlich gescheiterten Bau der Chipfabrik in Frankfurt (Oder), an dem sich das Emirat Dubai anfangs beteiligte, scheiterte schließlich auch das Gurken-Projekt. Wenn die Flugplatz-Gruppe aus Pennsylvania tatsächlich mit ihrem Engagement in Drewitz Ernst macht, könnten die Gewürzgurken schnell und preiswert zwischen Brandenburg und den USA befördert werden. Direkt über Drewitz, wo ab 2008 die ersten transatlantischen Flüge nach Pennsylvania starten sollen.

Was die Amerikaner sich von dem Flugplatz versprechen, ist ein Drehkreuz für die Luftfracht zwischen Nordamerika und Osteuropa. Dass die Firma Erie Aviation und die Manager vom Erie International Airport auf die Idee mit Drewitz gekommen sind, lag an der erfolgreichen Standortwerbung von Landkreis und Landesregierung. Irgendwann sollen am Drewitzer Fracht-Airport 60 bis 70 Arbeitsplätze entstehen. In näherer Zukunft, ab 1. Januar, soll Drewitz in amerikanische Hand gelangen. Wer weiß, was die Amerikaner dann an Köstlichkeiten nach Brandenburg bringen.

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