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Nicht nur in Berlin auch in Brandenburg protestieren Bürger gegen die Flugrouten.

© dapd

Großflughafen BBI: Neue Argumente für Flugrouten-Gegner

Dass Flugzeuge des neuen Flughafens BBI auch die nukleare Forschungsanlage in Wannsee überfliegen sollen, ist im Grunde nichts Neues. Auch bei Fliegern aus Tempelhof war das der Fall. Trotzdem befeuert das den Protest gegen die Flugrouten.

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Die Nachricht, dass startende Flugzeuge auch die nukleare Forschungsanlage des Helmholtz-Zentrums und ein Lager für radioaktiven Müll in Wannsee überfliegen würden, hat bei den Gegnern der neuen Flugrouten viel Kritik ausgelöst. Zwar handele es sich nur um einen kleinen Forschungsreaktor, der mit einem Kernkraftwerk nicht vergleichbar sei, hieß es. Ein Restrisiko gebe es aber.

Bereits am Montagabend hatten in Lichtenrade erneut rund 2000 Menschen gegen die neuen Flugrouten des BBI demonstriert. „Wir hatten nur 50 Teilnehmer angemeldet“, sagte ein Mitglied der Bürgerinitiative „Lichtenrade gegen Fluglärm“ überrascht. Auch aus Mahlow und anderen Orten waren Flugrouten-Gegner gekommen. Gemeinsam zogen sie durch die Bahnhofstraße, die Lichtenrader Einkaufsmeile. „Gebt Hans die Erleuchtung“ stand auf einem Plakat. Mit Hans war der Chef der Deutschen Flugsicherung, Hans Niebergall gemeint. Andere forderten: „Nordbahn geradeaus!“ Das Abknicken der Flugroute bei Starts von der künftigen Nordbahn würde die Flugzeuge über Mahlow-Nord und Lichtenrade lenken.

Dass die Flugzeuge auch über das Helmholtz-Zentrum fliegen sollen, dürfte ihren Protest weiter befeuern. Eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS), die für die Planung der Flugrouten zuständig ist, sagte, den Verfahrensplanern sei die Infrastruktur am Boden durchaus bekannt. In Deutschland würden aber grundsätzlich fast alle Kernkraftwerke überflogen.

Vorgeschrieben sei in jedem Fall ein Sicherheitsabstand von 800 Metern Höhe. Über Wannsee befänden sich die Flieger sogar in 2400 Metern Höhe. Flugzeuge, die in Tempelhof starteten, seien früher zudem wesentlich näher an den Reaktor heran geflogen. Es stimmt, dass die Flugzeuge aus Tempelhof deutlich niedriger über die Anlage geflogen sind, als es in Zukunft der Fall sein wird. Dafür werden es nun deutlich mehr Maschinen sein, die außerdem wesentlich größer sind. Allerdings werden sie nun etwa 3000 Meter hoch fliegen.

"Flugrouten festzulegen, da, wo keiner wohnt, wo nichts ist, das geht halt nicht immer", sagte die Sprecherin. Dann dürfe man gar nicht mehr fliegen. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit eines Unglückes genau an der Reaktorstelle sehr gering. Die Flugzeuge bewegten sich nicht auf einer Linie, sondern wichen von den Flugrouten ab. "Bei einem Absturz landen die ja nicht haargenau da drauf", sagte die Sprecherin.

Bislang waren Politiker und Experten davon ausgegangen, dass das Helmholtz-Zentrum nicht überflogen wird. Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel wollte die Berichte nicht kommentieren. „Derartige Fragestellungen werden bei dem jetzt durchzuführenden Abwägungsverfahren mit Sicherheit zur Sprache kommen“, sagte er dem Tagesspiegel. „Die jetzt vorgeschlagenen Flugrouten sind ja nur ein erster Entwurf.“

Das Helmholtz-Zentrum bemüht sich nach Aussage seines Sprechers Hannes Schlender um eine Verlegung des geplanten Luftkorridors. "Man hat uns damit keinen Gefallen getan", sagt Schlender. Er betont, dass der Forschungsreaktor mit Hochleistungsreaktoren in Kernkraftwerken nicht zu vergleichen sei, diese hätten das Vierhundertfache an Leistung. Die Gefahr einer Explosion bestehe nicht. Ein Restrisiko aber bleibe immer. "Im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Flugzeug im rechten Winkel auf den Reaktor stürzt, kann das Restrisiko nicht ausgeschlossen werden, dass der Reaktor zerstört wird", sagt Schlender. Das Austreten von Radioaktivität könne dann die Folge sein.

Auf dem Gelände des Helmholtz-Zentrums befindet sich nicht nur der Reaktor, sondern noch eine weitere potenzielle Gefahrenquelle: die Zentralstelle für radioaktiven Abfall des Landes Berlin. Dort wird schwach- und mittelradioaktiver Müll aus Industrie, wissenschaftlichen Laboren und medizinischen Einrichtungen zwischengelagert.

(mit dapd)

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