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Brandenburg: Haus Rheinsberg GmbH: Hilfestellung gegen Handicaps

Das größte Hotel für behinderte Menschen in Deutschland wird Ende Juni in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) eröffnet. Auf einem 14 000 Quadratmeter großen Areal direkt am Rheinsberger See errichtet die Fürst-Donnersmarck-Stiftung eine Hotelanlage mit 108 Zimmern in drei miteinander verbundenen Gebäuden.

Das größte Hotel für behinderte Menschen in Deutschland wird Ende Juni in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) eröffnet. Auf einem 14 000 Quadratmeter großen Areal direkt am Rheinsberger See errichtet die Fürst-Donnersmarck-Stiftung eine Hotelanlage mit 108 Zimmern in drei miteinander verbundenen Gebäuden. Die späteren Nutzer des Komplexes sind in jeder Planungs- und Bauphase mit einbezogen worden.

Frühzeitig wurde beispielsweise ein Musterzimmer eingerichtet, in welchem Behinderte mit verschiedenen Handicaps zur Probe wohnen konnten. Ihre Ideen und Anregungen wurden beim Bau und bei der Einrichtung umgesetzt. So lassen sich nun alle Betten automatisch in jede Höhe verstellen, die Stühle kippen nicht um, wenn man sich auf ihre Lehne stützt. Weil Rollstuhlfahrer über das breite Waschbecken hinweg die Wasserhähne schwer erreichen können, sind diese nun ausziehbar. Selbst scheinbare Kleinigkeiten stellen Menschen, die sich nicht beliebig bewegen können, vor Probleme; beispielsweise wenn der Duschvorhang keine Schlaufe zum Zu- und Aufziehen hat.

Selbstverständlich gibt es barrierefreie Türen und Übergänge im ganzen Komplex; ins Becken der Schwimmhalle kommen die Bewohner über eine Treppe, eine Rutsche oder einen Lift. Auch Rollstühle, die in der Sauna nicht heiß werden, wurden angeschafft.

Die Haus Rheinsberg GmbH verfügt als Tochter der Fürst-Donnersmarck-Stiftung über genügend Erfahrung. Die Stiftung unterhält bereits seit 27 Jahren ein Gästehaus für Körperbehinderte in Bad Bevensen (Lüneburger Heide). Dort liege die durchschnittliche Auslastung bei 80 Prozent, sagt Michael Schmidt, Geschäftsführer der Haus Rheinsberg GmbH.

Die in das Hotel investierten 50 Millionen Mark, von denen 7,5 Millionen das Land beigesteuert hat, bilden die größte Investition in der kleinen Residenzstadt Rheinsberg in den letzten Jahren. Der Hotelbau ist gleichzeitig eine Herausforderung an die Kommune. "Wir sehen das als große Aufgabe, unsere Stadt behindertenfreundlich umzugestalten", sagt Bürgermeister Manfred Richter. Bereits die Zugänge zur Hotelbaustelle habe man hindernisfrei gehalten, damit die behinderten Menschen jederzeit den Bau verfolgen konnten. Der Bahnhofsvorplatz soll mit einem anderen Belag versehen werden, damit die Gäste bequem anreisen können. Derzeit laufen die Planungen für eine Rollstuhl-freundliche Uferpromenade, auf der alle Menschen den See ohne Steigung und Hürden umkreisen könnten.

Die Kommune ist im Gespräch mit den Gewerbetreibenden. "Bei den neueren Cafés und Gaststätten sind behindertengerechte Zugänge kein Problem, eher bei den schon länger bestehenden", erzählt Richter. Eigens wurde eine Kommission für das Schloss gebildet. Der verwinkelte Bau mit den vielen Treppen stellt Planer wie Denkmalschützer vor Probleme. Ebenso schwierig ist beispielsweise das Aufstellen einer City-Toilette. Um das Grundstück gibt es Streit, die Stadt behilft sich derzeit mit einer Containerlösung.

Als "Riesenchance für die Stadt Rheinsberg" sieht auch der Behindertenbeauftragte des Landes Brandenburg, Rainer Kluge, das Hotelprojekt. Der Rollstuhlfahrer hat das Vorhaben von Anfang an begleitet, von ihm stammt auch die Idee mit den herausziehenden Wasserhähnen. "Es wäre natürlich ein Traum, wenn eine ganze Stadt barrierefrei würde", schwärmt Kluge.

Dorothea Flechsig

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