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© ddp

Havelsee: Monopoly: Straße auf 150.000 Euro geschätzt

Ein Berliner Dolmetscher hat vor zwei Wochen bei einer Zwangsversteigerung eine Straße in einem Wohnpark in Havelsee gekauft. Zwar sieht die Gemeinde keine Notwendigkeit, die Straße von ihm zu erwerben. Nach Ansicht eines Sachverständigen könnte er aber einen sechsstelligen Betrag fordern.

Briest -  Wassim Saab, Käufer einer etwa 500 Meter langen Straße im Dorf Briest bei Brandenburg (Havel), strebt den Weiterverkauf der Straße an, hat bisher aber noch keine konkrete Vorstellung über den Preis. Nach Ansicht eines von ihm befragten Sachverständigen könnte er aber einen sechsstelligen Betrag für die Straße fordern.  „Er nannte einen Betrag zwischen 100 000 und 150 000 Euro", sagte Wassim Saab am Freitag dem Tagesspiegel, "das heißt aber nicht, dass ich so viel Geld auch verlangen werde“ Der 71-jährige Dolmetscher aus Berlin, der die Straße bei der Zwangsversteigerung des Wohnparks Briest für 1 000 Euro erworben hatte, wies Medienberichte zurück, die den Betrag von 150.000 Euro bereits als konkrete Forderung des Käufers nannten. Er habe sich noch gar nicht für einen Preis entschieden.

Der Berliner Dolmetscher hatte, wie berichtet, die Straße vor zwei Wochen für 1000 Euro bei einer Zwangsversteigerung vor dem Potsdamer Amtsgericht ersteigert. Zwei Mitarbeiterinnen des zuständigen Bauamts Beetzsee hatten während der Versteigerung nicht mitgeboten, da sie nach eigenen Angaben kein Mandat für eine höhere Summe hatten. Offenbar waren die Frauen davon ausgegangen, dass ihnen die Straße ohnehin für den Mindestbetrag von einem Euro zufallen würde.

Die Anwohner der Straße will der neue Eigentümer nicht mit höheren Gebühren belasten. Dafür habe er aber an die Energie- und Wasserversorgung einen Brief geschrieben, in dem er sich als neuer Eigentümer vorstellte. „Die sollen jetzt möglichst mehr bezahlen“. erklärte Saab.

Ob er jedoch überhaupt einen Käufer findet, wird zumindest vom Landkreis Potsdam-Mitttelmark bezweifelt. Laut den dort vorliegenden Unterlagen handelt es sich um eine öffentlich-rechtlich gewidmete Straße. „Da spielen die Eigentumsverhältnisse aus unserer Sicht keine entscheidende Rolle“, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung, Andrea Metzler. „Die Kommunen sind gar nicht verpflichtet, eine Straße in ihr Eigentum zu übernehmen.“

Ähnlich reagierte auch die Direktorin des zuständigen Amtes Am Beetzsee, Simone Hein. In einer Mitteilung erklärte sie: „Die zur Erschließung des Wohngebiets errichtete Straße Am Mühlenberg ist und bleibt öffentlich.“ Die Gemeinde werde weiterhin die Straßenbaulast und die Verkehrssicherungspflicht tragen. Anlieger brauchten sich keine Sorgen um höhere Gebühren machen. Auf Nachfragen wollte sie sich nicht äußern. Sie verwies auf eine Einwohnerversammlung am Montag.

Brisant an dem Vorfall ist, dass das Bauamt fast zehn Jahre Zeit hatte, die Straße zu kaufen. Denn so lange mühte sich der bisherige  Eigentümer, der insolvente Bauunternehmer des Wohnparks, die Straße an die Behörde zu verkaufen. Doch die schien zu pokern. «Es war geplant, auf die Versteigerung zu warten und so die Notarkosten zu sparen», heißt es im Bauamt zur Begründung. Schätzungsweise 600 Euro wären damals fällig gewesen.

Die betroffenen Anlieger planen unterdessen eine Sammelklage gegen das Bauamt. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die zwei in der Auktion beteiligten Mitarbeiterinnen des Bauamtes haben sie bereits eingereicht. (Claus-Dieter Steyer/ddp)

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