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Brandenburg: Hilfe auf Arabisch nützt Eltern und Kindern Verein Ane hofft auf Unterstützung für neues Projekt

So groß war die Resonanz noch nie: Fast 270 Vereine und Initiativen haben sich beim Tagesspiegel für die Spendenaktion „Menschen helfen!“ beworben.

So groß war die Resonanz noch nie: Fast 270 Vereine und Initiativen haben sich beim Tagesspiegel für die Spendenaktion „Menschen helfen!“ beworben. Aus 56 ausgewählten Projekten stellen wir einige stellvertretend vor. Heute: ein Integrationsprojekt für arabischsprachige Eltern.

Der Junge an der Bushaltestelle fragte sie nach der Uhrzeit. Wiederholte die fremden Worte immer und immer wieder. Rania Nehme, die erst eine Woche zuvor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat Libanon entflohen war, verstand ihn nicht. „Irgendwann hat er meine Hand genommen und auf meine Uhr geschaut. Da dachte ich: Jetzt ist Schluss, ich muss Deutsch lernen!“

Wenn Rania Nehme an diesen Moment vor zwölf Jahren zurückdenkt, sprudeln die Worte nur so aus ihr heraus – natürlich auf Deutsch. Heute ist die 33-jährige Mutter von drei Kindern eine der vier ehrenamtlichen Elternlotsen des Arbeitskreises Neue Erziehung (Ane) und Elternvertreterin an der Kreuzberger OttoWels-Grundschule. In dieser Rolle unterstützt sie momentan 18 arabische Paare bei der Kommunikation mit der Schule – und regt sie zu Deutsch- und Computerkursen an. „Es hat mich immer gestört, dass viele arabische Eltern wegen Sprachproblemen nicht an den Elternabenden teilnehmen“, sagt sie. „Wie sollen sie ihren Kindern helfen, wenn sie deren Probleme in der Schule oder schlimmer, mit Drogen und Gewalt, nicht mitbekommen?“ Seien die Eltern nicht integriert, müssten die Kinder allein zurechtkommen – und gerieten schneller auf die schiefe Bahn.

Tatsächlich sind unter jugendlichen Straftätern häufig arabischsprachige Jugendliche. Ihre Eltern aus dem Libanon, Palästina oder dem Irak finden sich mit ihren Erfahrungen von Krieg, Not und Flucht oft schwer in Deutschland zurecht. Die Väter haben vielfach keine Arbeit und verlieren dadurch gegenüber ihren Söhnen an Autorität. Umso wichtiger findet Nehme die Unterstützung für diese Eltern bei der Erziehung, denn „die Kinder brauchen das Gefühl, dass ihre Eltern hinter ihnen stehen und sie unterstützen“. Der Verein Ane möchte deswegen gemeinsam mit der arabischen Elternunion weitere arabische Elternlotsen als Multiplikatoren ausbilden. Die sollen unter anderem zeigen, wie man bei Hausaufgaben hilft und wo die sozialen Einrichtungen im Kiez sind. Auch Familienausflüge, etwa in den Bundestag, sind geplant. Daneben will Ane die vom Verein herausgegebenen Elternbriefe mit Informationen und Tipps zur Erziehung ins Arabische übersetzen. „Wir hoffen, dass wir am Ende 20 Multiplikatoren haben“, sagt Vorstandschefin Heidemarie Arnhold.

Momentan fehle aber das Geld für Dolmetscher und Materialien ebenso wie für Fahrkarten für die Multiplikatoren, für Kiezerkundungen und Eintritte in Museen. Mit Spenden der Tagesspiegel-Leser könnte es sofort losgehen. Daneben sucht Ane ehrenamtliche Helfer – telefonisch unter 25 90 06 35. Lu Yen Roloff

Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kto.-Nr.: 250 030 942, BLZ: 100 500 00. Spendenbelege schicken wir in diesem Jahr schneller zu.

Lu Yen Roloff

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