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Brandenburg: Himmelshügel und Flußniederung

Schloß und Park Sanssouci, der Neue Garten mit Schloß Cecilienhof und der Park Babelsberg zählen zum Unesco-Weltkulturerbe.Nun bemüht sich Brandenburg um die Aufnahme von 14 weiteren Potsdamer Baudenkmälern und Gartenanlagen in die Unesco-Liste.

Schloß und Park Sanssouci, der Neue Garten mit Schloß Cecilienhof und der Park Babelsberg zählen zum Unesco-Weltkulturerbe.Nun bemüht sich Brandenburg um die Aufnahme von 14 weiteren Potsdamer Baudenkmälern und Gartenanlagen in die Unesco-Liste.Dazu zählen Schloß Lindstedt und die russische Blockhaus-Kolonie Alexandrowka, die Lindenallee westlich des Neuen Palais sowie der Pfingstberg.In einer kleinen Serie stellt der Tagesspiegel die einzelnen Projekte vor.Heute: Nuthewiesen und Sternwarte Babelsberg.

BERLIN.Schon Kaiser Wilhelm I.hatte ein Auge auf den Hügel zwischen dem Griebnitzsee und dem Babelsberger Schloßpark geworfen, der einstmals Teil der königlichen Gartenanlagen war und nun ebenfalls Weltkulturerbe werden soll.Seitdem die Architektengemeinschaft Ende und Böckmann 1871 das Babelsberger Seeufer entdeckt hatte, rissen sich gutbetuchte Berliner darum, ihre Villen entlang der alten Kaiserstraße (heute Karl-Marx-Allee) zu bauen, über die alljährlich vom Bahnhof Kohlhasenbrück (heute Griebnitzsee) aus der Kaiser zur Sommerfrische ins Schloß Babelsberg zog.Bevor aber auch noch der Hügel direkt vor dem Haupteingang des Schloßparks parzelliert werden konnte, pachtete ihn Wilhelm I.und ließ ihn vom Gartenkünstler Kindermann, einem Schüler Fürst Pückler-Muskaus, zum Park gestalten.

Heute ist dieser jüngste Teil des Babelsberger Parks teils gepflegte Grünanlage, teils ein struppiger Hang und als Sitz der Sternwarte sowieso mehr dem Himmel als demBoden zugewandt.Mannshoher Ahornwildwuchs ragt in die schönen Sichten über den Griebnitzsee zum Böttcherberg und hin zum Jungfernsee.Bereits nach dem Tod Wilhelm I.wurde der Parkhügel zunehmend vernachlässigt.Sein Nachfolger, Wilhelm II., gab schließlich sieben der insgesamt zwölf Hektar Gartenland an die Königliche Sternwarte zu Berlin ab.

Mit dem Bau der Sternwarte in Neubabelsberg wurde 1911 begonnen.1924, in jenem Jahr, in dem in Neubabelsberg das damals größte Spiegelteleskop Europas installiert wurde, kam auch der westliche Teil des Areals, bis zur Allee nach Glienicke, zum Sternwartengelände.In DDR-Jahren bauten hier die Deutsche Akademie der Wissenschaften und das Zentralinstitut der Astrophysik zwei Plattenbauten.Die sollen nun zwar wieder verschwinden, doch hat inzwischen das 1992 gegründete Astrophysikalische Institut die Richtkrone auf einen Institutsneubau gesetzt.Damit liegen auf dem kleinen Hügel Potsdams schwerwiegende Pfunde - die Wissenschaft und das Weltkulturerbe - dicht beieinander.

Im Flächennutzungsplan gilt der Ort als "bauliches Sondergebiet mit hohem Grünanteil", ein Rückbau im historischen Sinn ist damit ausgeschlossen."Voraussetzung für die Aufnahme aber ist die Geschlossenheit eines Areals, deshalb können die überbauten Partien wohl nicht, so wie beantragt, Teil des Weltkulturerbes werden", vermutet Karl Eisbein, Bereichsleiter des Babelsberger Parks.Die Stiftung will die rund vier Hektar unverbauten, dem Schloßparkgelände gegenüberliegenden Flächen rekultivieren.

Im Unterholz markieren sich unter modrigen Laubschichten noch Spuren der schmalen Spazierwege.Reste des alten Kutschweges umkreisen die Bergkuppe.Knorrige Roteichen kennzeichnen den historischen Aussichtsplatz.Zwar existiert ein 1880 vom Gartengehilfen Hoppe gezeichneter Wege- und Bepflanzungsplan, doch der Kenner erkennt ursprüngliche Parkstrukturen auch vor Ort."Die Baumsolitäre sind wie Knoten in einem Netz von Makramee.Wenn man einen anders knüpft, verändert sich das ganze Bild." Karl Eisbein ist froh, daß fast der gesamte alte Baumbestand erhalten blieb.So wie dieser Hang die östliche Seite des Babelsberger Schloßparks ziert, gaben einst im Süden weite Nuthewiesen dem fürstlichen Babelsberg den passenden Rahmen.

Die feuchten Wiesen der Nutheniederung wurden 1872 angekauft, um sie als Gestaltungselement in den Park miteinzubeziehen.Inzwischen haben die in den 70er Jahren errichteten Plattenbauten des Neubaugebietes Zentrum Ost nur noch schmale Flächen zwischen dem sogenannten Schwarzen Weg und der heutigen Nutheschnellstraße übriggelassen.Auch diese, nur noch als Festwiese genutzte Brache soll zukünftig von jeglicher Bebauung freigehalten und in die historischen Parkanlagen miteinbezogen werden.

HANNE BAHRA

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