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Brandenburg: Historische Nobelkarosse

Damals so teuer wie heute eine Nobelkarosse - und doch ungleich schmuckvoller: Eine Sänfte aus dem späten 18. Jahrhundert wurde aufwändig restauriert und ist, vorerst nur, am kommenden Wochenende in Schloss Paretz bei Potsdam zu sehen, dem Lieblingssitz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III.

Damals so teuer wie heute eine Nobelkarosse - und doch ungleich schmuckvoller: Eine Sänfte aus dem späten 18. Jahrhundert wurde aufwändig restauriert und ist, vorerst nur, am kommenden Wochenende in Schloss Paretz bei Potsdam zu sehen, dem Lieblingssitz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und seiner aus Strelitz stammenden Gemahlin Luise. Die außen vergoldete und innen mit rotem Samt ausgeschlagene Portechaise könnte der Gattin des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm gehört haben, der 1797 auf den Thron stieg und sich Friedrich Wilhelm III. nannte. Die aus gemalten Blumen gebildeten Initialen "CL" auf dem Sänftenkörper wird von der Historikerin Claudia Meckel als "Cronprinzessin Luise" gedeutet. In den Annalen habe es niemanden sonst aus der Zeit vor 1800 gegeben, auf den die Buchstaben zutreffen würden. Die aufgemalte Krone jedenfalls sei ein Hinweis auf ein Mitglied des preußischen Königshauses. Die bei den Blumen und einer Schleife verwendeten Farben blau, weiß und rot entsprächen den mecklenburgischen Landesfarben.

Die Sänfte, mit der sich Leute von Rang und Stand über die Straßen tragen ließen, um keine nassen Füße zu bekommen, stand ursprünglich im Berliner Schloss Monbijou, wo das aus Souvenirs der Kurfürsten von Brandenburg und Könige von Preußen bestückte Hohenzollernmuseum bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg untergebracht war. Aus den Akten geht hervor, dass solche für hohe Standespersonen bestimmten Fortbewegungsmittel um die 380 Taler gekostet haben, was heute rund 78 000 Mark entspricht.

Bei der durch die Berliner Ernst Freiberger-Stiftung finanzierten Restaurierung der Sänfte wurden laut Meckel die zerbrochenen Fensterscheiben und die Rollos erneuert, die die Insassinnen vor neugierigen Blicken schützten. Außerdem wurden Dach-, Tür- und Sitzbespannungen sowie Borten und andere Details erneuert, so dass man sich nun die Sänfte der Kronprinzessin und ab 1797 Königin Luise nach über sechzigjährigem Dornröschenschlaf wieder in alter Schönheit betrachten kann. Wer es nicht nach Paretz schafft, kann sich eine ähnlich aufwändig dekorierte Sänfte im Berliner Schloss Charlottenburg betrachten. Der Tragestuhl der Königin Sophie Luise von Preußen aus der Zeit um 1708 wurde ebenfalls auf Kosten der Ernst Freiberger-Stiftung restauriert.

Helmut Caspar

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