zum Hauptinhalt

Brandenburg: Hochwasser drückt auf die Deiche

An Elbe und Oder steigen die Pegelstände weiter, aber für Berlin besteht keine Gefahr

Mühlberg/Berlin - Das Hochwasser der Elbe und der Oder drückt in den brandenburgischen Abschnitten beider Flüsse immer stärker auf die Deiche. Bislang halten aber alle Dämme den Wassermassen stand. Besonders kritisch ist die Situation im 70 Kilometer nördlich von Dresden gelegenen Mühlberg. Dort stieg der Pegel innerhalb von zwölf Stunden um 15 Zentimeter auf 8,40 Meter. Die Deiche sind zwar rund zehn Meter hoch, aber Experten befürchten ein Durchsickern des Hochwassers in die Kleinstadt. Noch vor einer Woche stärkte der Frost die Erdwälle. Doch den lässt die Frühlingssonne jetzt schmelzen. Um Sickerlöcher schnell verschließen zu können, wurden Deichläufer losgeschickt.

In der Prignitz trifft das Hochwasser erst in einigen Tagen ein. Ebenso wird an der Oder mit einer Zuspitzung gerechnet. Berlin dagegen bleibt von Auswirkungen der extremen Situation weitgehend verschont. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) machte sich gestern persönlich ein Bild von der Lage im Hochwassergebiet des Landkreises Elbe-Elster und nahm an der Sitzung des Krisenstabes im Rathaus teil. Er sicherte den Menschen alle Hilfe zu. „Wir sind darauf eingestellt, notfalls sowohl an der Elbe als auch an der Oder gleichzeitig Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Schönbohm. Die Erfahrung der Oderflut 1997 und des Elbehochwassers vom August 2002 hätten gezeigt, dass frühzeitiges Handeln zu Erfolg führe. In beiden Fällen hatte Matthias Platzeck erst als Umweltminister, dann als Ministerpräsident die Einsätze geleitet. Im gerade 5000 Einwohner zählenden Mühlberg selbst schien es gestern so, als sei die ganze Stadt auf den Beinen. Immer wieder zog es die Menschen an den Deich, um nach dem Stand des Hochwassers zu sehen. „Der Respekt vor dem Fluss ist seit der Situation vor fast vier Jahren doch erheblich gewachsen“, sagte eine Frau, die kopfschüttelnd auf die Wassermassen blickte. Die Dramatik an jenem entscheidenden 17. August 2002 ist noch allen Bewohnern tief in Erinnerung. Damals kletterte die Elbe bis auf 9,98 Meter und drohte den Deich zu überfluten. Der Krisenstab zog damals alle Helfer ab und gab die Stadt auf. Wie durch ein Wunder reichten aber die zwei Zentimeter bis zur Deichkrone aus, um das Wasser doch noch im Zaum zu halten. In den Krisenstäben werden unterdessen schon mögliche Szenarien diskutiert, um die Prignitz vor einer Überflutung zu schützen. Maximal sechs Tage braucht das Elbwasser von Mühlberg bis nach Wittenberge. Davor liegt aber der Zusammenfluss von Elbe und Havel. Während der Flutkatastrophe 2002 wurde das Wehr in Quitzöbel geöffnet, so dass Millionen Kubikmeter Elbwasser in die Havelauen strömten. Dadurch sank der Pegel der Elbe um rund zehn Zentimeter. Einige Havelanrainer mussten zwar nasse Keller und überschwemmte Grundstücke hinnehmen, doch der Nutzeffekt für die Orte entlang der Elbe war viel größer. Damals schwoll auch die Havel leicht an. Doch in Berlin war davon kaum etwas zu spüren. Das wäre auch jetzt wieder der Fall. Die Spree führt in Sachsen und an der Landesgrenze zu Brandenburg zwar leichtes Hochwasser, aber die überzähligen Mengen fließen in aufgegebene Tagebaugruben der Lausitz, was die dortigen Experten freut. Man braucht sauberes Frischwasser aus den Flüssen. Denn das aufsteigende Grundwasser weist meist chemische Belastungen auf. An der Oder ist für Eisenhüttenstadt und Frankfurt gestern die erste Hochwasser-Alarmstufe ausgerufen worden.

Zur Startseite