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Brandenburg: Im Streit um die Garnisonkirche sind die Fronten verhärtet

Im Streit um den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche, einst eines der Wahrzeichen von Potsdam, hat Vize-Regierungschef Jörg Schönbohm (CDU) alle Seiten "zu Besonnenheit und Kompromissbreitschaft" aufgerufen. Es wäre bedauerlich, wenn trotz der gespendeten zehn Millionen Mark wegen des Streits um die Spitze der Garnisonkirchturm nicht wieder aufgebaut werden könne.

Im Streit um den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche, einst eines der Wahrzeichen von Potsdam, hat Vize-Regierungschef Jörg Schönbohm (CDU) alle Seiten "zu Besonnenheit und Kompromissbreitschaft" aufgerufen. Es wäre bedauerlich, wenn trotz der gespendeten zehn Millionen Mark wegen des Streits um die Spitze der Garnisonkirchturm nicht wieder aufgebaut werden könne. Als Schirmherr wolle er im Januar Gespräche mit allen Beteiligten führen.

Schönbohm sprach gegenüber dieser Zeitung von einer "außerordentlich schwierigen Situation": Die Fronten seien verhärtet. Doch wenn man sich über den Wiederaufbau und die Nutzung einig sei, müsse man sich auch über die Frage des Nagelkreuzes einigen können. Wie berichtet will die evangelische Kirche das Projekt nur unter der Bedingung mittragen, dass die Turmspitze anstelle des früheren preußischen Adlers mit einem Nagelkreuz als Friedenssymbol gekrönt wird. Schönbohm warb um Verständnis dafür, dass die Spender auf einen originalgetreuen Wiederaufbau drängen. Die Kirche müsse sich fragen, warum sie auf einem Detail beharre.

Schönbohm nannte es bemerkenswert, wie sich die Stimmung in Potsdam in den letzten Jahren zugunsten des Wiederaufbaus gewandelt habe: Dieser sei nach der Wende noch abgelehnt worden, inzwischen schwenke selbst die PDS um. "Der Wiederaufbau darf nicht an einer Detailfrage scheitern, so symbolträchtig diese auch ist." Grundsätzlich begrüßte Schönbohm das von der evangelischen Kirche vorgelegte Nutzungskonzept, nach dem der Barockturm künftig als "City-Kirche" und Versöhnungszentrum genutzt werden soll.

Potsdams Stadtverordnetenversammlung will Mitte Januar über das Konzept abstimmen. Eine große Mehrheit der Parlamentarier befürwortet dem Vernehmen nach ein Nagelkreuz auf der Turmspitze nach dem Vorbild der Kathedrale von Coventry und als äußerlich sichtbares Zeichen der Abkehr von einer angeblich nur dem preußischen Militärgehorsam verpflichteten Hof- und Garnisonkirche. Auch Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) favorisiert statt des preußischen Adlers das Friedenskreuz, da somit auch äußerlich eine Missdeutung dieses historisch belasteten Ortes ausgeschlossen werde: Wegen des hier zelebrierten "Tages von Postdam", dem symbolträchtigen Händedruck zwischen Hitler und Hindenburg, waren Sorgen laut geworden, die aufgebaute Kirche könne Wallfahrtsort alter und neuer Nazis werden.

Regierungschef Manfred Stolpe hatte sich deshalb im Tagesspiegel sogar dafür ausgesprochen, zunächst das Stadtschloss wiederaufzubauen. Schönbohm wies dem gegenüber darauf hin, dass Nutzung und Finanzierung des Schlosses nach wie vor ungeklärt seien.

Michael Mara

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