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Brandenburg: Immer mehr Bahnen fahren ohne Zugbegleiter Servicepersonal wird den Betreibern zu teuer Fahrgastverband warnt vor Entwicklung

Potsdam - Immer weniger Regionalbahnen fahren in Brandenburg mit Zugbegleitern. Deren Zahl wird aus Kostengründen sowohl bei der Deutschen Bahn AG als auch bei den Privatbahnen weiter reduziert.

Potsdam - Immer weniger Regionalbahnen fahren in Brandenburg mit Zugbegleitern. Deren Zahl wird aus Kostengründen sowohl bei der Deutschen Bahn AG als auch bei den Privatbahnen weiter reduziert. Im Bedarfsfall könne der Lokführer behinderten Menschen beim Einsteigen helfen, erklärte der zuständige Minister für Infrastruktur und Raumordnung, Reinhold Dellmann (SPD) auf eine parlamtarische Anfrage. Der Fahrgastverband kritisierte den „weiteren Rückgang in der Servicequalität.“ Die meisten Reisenden fühlten sich mit einem Zugbegleiter an Bord bedeutend sicherer, hieß es als Reaktion auf die Ankündigung des Ministers.

Wie Dellmann in seiner Antwort auf die parlamentarische Anfrage mitteilte, werden auf neu ausgeschriebenen Strecken ab Dezember lediglich noch 76 Prozent aller Fahrten von Zugbegleitern betreut, bei den Regionalbahnen sind es sogar nur 60 Prozent. Zu den Strecken gehören die von der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (Odeg) bedienten Verbindungen im Osten und Nordosten Brandenburgs. Ab 9. Dezember übernimmt die Odeg von der Deutschen Bahn AG die Strecke zwischen Fürstenwalde und Bad Saarow-Pieskow. „60 Prozent der Zugfahrten werden durch Servicemitarbeiter begleitet“, bestätigte die Privatbahn. Im Dezember 2008 folgen Strecken unter anderem von Cottbus nach Forst und nach Görlitz.

Das Land Brandenburg schreibt die entsprechenden Strecken aus und entscheidet sich dann meistens für das kostengünstigste Angebot. Gerade die Konkurrenten der Deutschen Bahn AG kalkulieren in ihrer Rechnung von vornherein den Wegfall von Zugbegleitern mit ein. „Wir sehen darin keine Probleme“, sagte Ministeriumssprecher Lothar Wiegand. „Es gab in der Vergangenheit keine Probleme mit Zügen ohne Begleiter.“ In den hoch frequentierten Regionalexpresslinien würde hingegen auch weiterhin Servicepersonal als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

„Wir bedauern den Rückschritt sehr, zumal Brandenburg bislang noch die meisten Zugbegleiter eingesetzt hatte“, sagte Christfried Tschepe, Vorstandsvorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes. „In den modernen Triebwagen könnten sich die Passagiere zwar an den Lokführer wenden, aber das ist nur ein Notbehelf.“ Besser wäre auch wegen des bereits von vielen Stationen abgezogenen Personals der Einsatz professioneller Servicekräfte. „Oft funktionieren auf den Bahnhöfen die Automaten nicht, so dass die Fahrgäste dann erst im Zug ihr Glück an den Apparaten versuchen müssen“, meinte Tschepe. Nach seiner Beobachtung würden Fahrkarten bereits jetzt immer seltener kontrolliert. Und wenn der Lokführer zur Hilfeleistung aussteigen müsse, führe das unweigerlich zu längeren Fahrtzeiten.

Aber Minister Dellmann sieht keine Alternative zu den Kürzungen. Eine höhere Begleitquote bei Regionalbahnen würde zu hohe Kosten verursachen, sagt er. Und die stünden „in keinem angemessenen Verhältnis zu dem erreichbaren Nutzen“.

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