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Brandenburg: In der Altmark

Brandenburg organisiert den Generationenwandel

„Wo Opa shoppen geht“, überschrieb eine Lausitzer Zeitung mal einen Artikel über dieses Geschäft: Deutschlands erstes „Seniorenkaufhaus“, das im März 2005 im Süden Brandenburgs in Großräschen an der B 96 eröffnete und eine Marktlücke traf. Für manche Kaffeefahrt in den Spreewald gehört ein Abstecher hierher mittlerweile zum Programm – Modenschau inklusive. „Es läuft gut. Wir schreiben eine schwarze Null“, erzählt Peter Lenhart, der Bürochef der Firma „Deliga“, die sich mit ihrem Angebot an Kleidung, Schuhen, Kosmetik bis zu Alltagshilfen – Lesegeräten, Computern und Telefonen mit extragroßen Tasten – ganz auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingestellt hat. Die finden hier auf 800 Quadratmetern alles, was sie in herkömmlichen Kaufhäusern oft vergeblich suchen. Deliga ist so erfolgreich, dass Filialen gegründet werden sollen. „Wir haben 30 Anfragen, aus der ganzen Bundesrepublik“, sagt Lenhart.

Es passt schon, dass ausgerechnet in tiefer brandenburgischer Provinz die „Alten“ früher als anderswo entdeckt werden. Das Land Brandenburg ist besonders stark vom demografischen Wandel betroffen. Infolge dramatischer Geburtenrückgänge und anhaltender Abwanderung junger Leute wird schon im Jahr 2020 jeder vierte Brandenburger zu den Senioren zählen. Die über 80-Jährigen sind heute die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in der Mark.

Die Landesregierung hat im Jahr 2003 – spät, aber immer noch früher als andere Bundesländer – damit begonnen, Anpassungs-Strategien zu entwickeln. Gerade hat das Potsdamer Kabinett ein Konzept „Wohnen im Alter“ verabschiedet, wonach ab 2007 der alters- und familiengerechte Ausbau von rund 17 000 innerstädtischen Wohnungen mit jährlich rund 30 Millionen Euro gefördert werden soll. Dabei geht es nicht nur um den Abbau von Barrieren oder den Einbau von Fahrstühlen. Da sich auch die Bedürfnisse der Älteren wandeln, sollen Mehrgenerationen- Häuser und Senioren-WG’s gefördert werden. Zugleich stellen sich Brandenburgs Krankenhäuser darauf ein, dass sie weniger Kinder- und Geburtshilfestationen benötigen und dafür die geriatrische Versorgung ausgebaut wird. Landessozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) erwartet, dass bis 2020 rund 156 neue Pflegeheime und fast 5000 Pflegekräfte mehr als jetzt benötigt werden. Schon jetzt seien landesweit 100 Pflegedienste entstanden, die Angehörige von Hilfebedürftigen bei der Betreuung unterstützen. Im Juli startet in Lübbenau ein Modellprojekt: Es soll wieder Gemeindeschwestern geben, wie sie sich zu DDR-Zeiten auf den Dörfern um nicht mehr so mobile ältere Menschen kümmerten. Wenn sich das bewährt – und wenn mit dem Bund und den Krankenkassen Finanzierungswege gefunden werden – soll es Gemeindeschwestern wieder landesweit geben.

Aber es geht nicht nur um Pflege, es geht auch um neue Märkte. So will das Land gemeinsam mit Berlin einen Masterplan „Gesundheitsregion“ entwickeln und Wellness-Angebote nicht zuletzt mit Blick auf eine Kundschaft ausbauen, die Zeit und Geld hat. Die, wie Ziegler sagt, eine aktive, „fröhliche Generation“ ist, die auch Ansprüche hat und Qualität für sich fordert.

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