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Brandenburg: In Ludwigsfelde rollt die Zukunft an

Bei Daimler-Chrysler werden erste Prototypen vom neuen „Sprinter“ gebaut: 1500 Stellen sind gesichert

Im Daimler-Chrysler-Werk Ludwigsfelde wird ab Frühjahr 2006 das neue Modell des Transporters Mercedes-Sprinter vom Band rollen. „Die Serienproduktion kann wie geplant starten. Wir liegen voll im Zeitplan“, bestätigte am Sonntag ein Sprecher der Stuttgarter Konzernzentrale dieser Zeitung. „Die ersten Prototypen werden jetzt schon produziert, zur Zeit wird die Belegschaft an der neuen Produktionsstrecke geschult.“ Dass eines der noch getarnten Test-Modelle jetzt von einer Boulevardzeitung abgelichtet wurde, sei daher nicht ungewöhnlich. Auf jeden Fall seien die 1500 Jobs in Ludwigsfelde gesichert, sagt der Sprecher. „Der Standort Ludwigsfelde ist im Konzernverbund aufgewertet worden.“

Die Entscheidung selbst, dass in Ludwigsfelde der neue „Sprinter“ gebaut wird, fiel freilich schon vor geraumer Zeit – und beendete damals eine Zitterpartie. Der „Sprinter“ wird den seit 2001 in Ludwigsfelde produzierten Familien-Van „Vaneo“ ablösen, vom dem in diesen Wochen die letzten Wagen vom Band rollten. Die Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt: Statt der kalkulierten 50000 bis 70000 „Vaneo“ konnte Daimler-Chrysler jährlich nur 22000 Wagen absetzen. Zu wenig, um das Werk rentabel zu erhalten.

Um so erleichterter sind Belegschaft und Landesregierung über den nahtlosen Übergang zum „Sprinter“. Ganz abgesehen davon, dass Daimler-Chrysler zusätzlich zu den bereits investierten 500 Millionen Euro in den letzten beiden Jahren rund 300 Millionen Euro in die Sprinter-Produktion investiert hat. Eine neue Werkhalle sowie eine Lackiererei sind inzwischen fertig. Die bisherigen Maschinen sollen verkauft werden.

Noch wird der „Sprinter“ – mit 140000 Stück jährlich ein Erfolgsmodell – allein in Düsseldorf hergestellt. Bei der neuen Modellreihe soll es nach Angaben des Stuttgarter Konzernsprechers eine Aufteilung geben: Während die herkömmlichen Kastenfahrzeuge auch künftig ausschließlich in Düsseldorf hergestellt werden, sollen die Pritschen-Fahrzeuge und Modelle mit Sonderaufbauten, wie etwa für Krankenwagen oder die Post, aus Ludwigsfelde kommen. Und nicht nur das: Im Ludwigsfelder Werk werden auch die Pritschenmodelle des neuen Volkswagen-Transporter LT II produziert werden, bestätigt der Konzernsprecher. Es handle sich um einen fast baugleichen Transporter – nur eben mit VW-Motorisierung und „einem anderen Kühlergrill“.

Für Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) steht der Standort Ludwigsfelde mit der Sprinter-Produktion „langfristig auf sicheren Füßen“. Er macht keinen Hehl daraus, dass nach dem Flop des „Vaneo“ eine „Phase der Unsicherheit“, eine Verlagerung der Produktion drohte. „Aber Daimler-Chrysler hat sich klar zum Standort Ludwigsfelde bekannt“. Junghanns führt dies auf „die Tradition des Standortes, die qualifizierte Belegschaft und die günstige Kostenstruktur zurück“. Mit der Sprinter-Produktion sei Ludwigsfelde neben VW in Dresden und Zwickau und BMW in Leipzig ein „wichtiger Eckpfeiler im Automotive-Cluster Ostdeutschland“. Und nach dem kurzzeitigen Ausflug in die fremde PKW-Sparte können die Ludwigsfelder Autobauer nun wieder produzieren, worin sie auch die größte Erfahrung haben – nämlich Nutzfahrzeuge. In früheren Ostblock-Staaten, in Entwicklungsländern Afrikas und Lateinamerikas rollen noch heute die unverwüstlich-robusten Lastkraftwagen „W 50“ und „L 60“ – made in Ludwigsfelde.

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