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Brandenburg: In Sanssouci stirbt nur Cleopatras Double

Der Park von Sanssouci besitzt mit rund 300 Marmorfiguren aus dem 18. und 19.

Der Park von Sanssouci besitzt mit rund 300 Marmorfiguren aus dem 18. und 19. Jahrhundert die größte Sammlung dieser Art nördlich der Alpen. Sie zu erhalten, ist eine große Herausforderung für die Preußische Schlösserstiftung. Die einfachste Methode zur Lebensverlängerung besteht darin, die tonnenschweren Statuen im Winter einzuhausen. "Dieser Schutz, die regelmäßige Reinigung der Steine und andere Maßnahmen können natürliche Verfallsprozesse nicht aufhalten, sondern nur verlangsamen", sagt die für den Figurenbestand der Stiftung zuständige Kunsthistorikerin Saskia Hüneke: "Besonders wertvolle Arbeiten werden durch Kopien ersetzt. Die Originale kommen ins Depot."

Zu DDR-Zeiten konnte die Stiftung ihre wichtigsten Statuen kaum kopieren, weil Devisen für Marmorblöcke aus Carrara fehlten. Erst nach der Wiedervereinigung kam ein umfangreiches Programm zum Auswechseln bedeutender Originale in Gang, das noch lange nicht beendet ist. So wurde die von Francois Gaspard Adam geschaffene Flora-Gruppe auf dem Grab Friedrichs des Großen und ihr Pendant, die vom Schlangenbiss getötete Cleopatra, sowie die Kaiserbüsten durch Kopien ersetzt. Zur Zeit werden vier von acht Marmorskulpturen rund um die Große Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci eins zu eins kopiert. Solche Bildwerke bis in die letzte Gewandfalte absolut detailgetreu neu zu meißeln, ist eine sehr schwierige und langwierige Arbeit. . Was Bildhauer leisten, zeigt sich bei der Marmorfigur der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth im Freundschaftstempel unweit des Neuen Palais. Wie der empfindliche Kuppelbau aus Marmor, so hatte auch die darin sitzende Schwester Friedrichs des Großen in den letzten Jahrzehnten unter den Unbilden der Witterung gelitten. Sie wurde geradezu vorbildlich, wie Hüneke sagt, von dem freiberuflich tätigen Bildhauer Peter Flade neu geschaffen. Während das Double versonnen in den Park schaut, wartet das Original, eine Arbeit von Johann Lorentz Räntz, im Skulpturendepot auf seinen großen Auftritt. Doch die öffentliche Präsentation könne dauern, denn Räumlichkeiten für solche Figuren seien noch nicht gefunden, bedauert Saskia Hüneke. Der Kutschstall in Potsdam, der sicher geeignet gewesen wäre, werde anderweitig als Haus der brandenburg-preußischen Geschichte genutzt. "Die Kostbarkeit dieser Figuren verlangt eine angemessene museale Präsentation. Wir hoffen, im kommenden Jahr eine Lösung zu finden". Zwischendurch würden Sponsoren zur Herstellung weiterer Kopien gesucht.

Zum Glück müssen nicht alle Figuren ausgewechselt werden. Beim Skulpturenschmuck vor der Bildergalerie im Park Sanssouci ging man andere Wege. Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Arbeiten von Johann Peter Benckert und Johann Gottlieb Heymüller waren durch starke Verwitterung in ihrer Existenz akut gefährdet. Daher entschloss sich die Stiftung zu außerordentlichen Rettungsmaßnahmen. Die Bildwerke wurden abgenommen, gereinigt und dann wurde der Marmor langsam ausgetrocknet. Das machte ihn aufnahmebereit für eine dünne Acrylharzlösung. Diese Flüssigkeit sei in einem aufwändigen Verfahren komplett in den Stein eingedrungen und habe dessen desolate Struktur wieder stabilisiert. Äußerlich sei das selten verwendete farblose Mittel nicht zu bemerken.

Helmut Caspar

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