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Brandenburg: Ins Grüne, ins Blaue

Übers Gleis und übers Wasser gleiten: Mit Draisinen und Hydro-Bikes unterwegs auf stillgelegtem Bahngelände

Zossen . Wo gibt’s das sonst? Auf dem Fahrrad durch die Schleuse strampeln, ohne nasse Füße zu bekommen? Oder per Muskelkraft über stillgelegte Gleise gleiten? Der 26-jährige Jan Jähnke bietet das alles. Und noch mehr. Zusammen mit Jörg Schneider und Oliver Victor aus Ratzeburg hat Jähnke die 40 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Zossen und Jüterbog gekauft – mit allem Drum und Dran. Die Bahn AG hatte die einstige preußische Militäreisenbahn abschnittsweise bis 1998 stillgelegt. Jetzt soll eine „Erlebnisbahn“ entstehen. Jähnke und seine Mitgesellschafter haben nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Euro investiert. Die Sparkasse gab den Kredit.

Die neuen Eigentümer bieten Fahrten mit Handhebel-betriebenen Draisinen oder Fahrrädern auf der Schiene an und wollen unterwegs Picknickplätze anlegen. Auch in die verfallenen Bahnhöfe soll Leben zurückkehren.

Wer eine Draisine per Armkraft bewegt, weiß nach ein paar Kilometern, was er geleistet hat. Die lange Strecke bis Jüterbog sollen deshalb nur die Fahrraddraisinen zurücklegen, die leichter zu bewegen sind. Bis 15 Uhr geht es Richtung Jüterbog, danach zurück nach Zossen. Und wenn sich einmal jemand nicht an den Fahrplan hält, passiert auch nicht viel. Zu zweit kann man die Räder leicht aus dem Gleis heben. Die Frage ist nur, wer ausweicht.

Bei der „Drei-Muskel-Tour“ ist mit den schwereren Hebeldraisinen im fünf Kilometer entfernten Mellensee Schluss. Danach strampelt man mit dem „Konferenzfahrrad“ weiter zum Strandbad: Bis zu sechs Personen sitzen kreisförmig auf einem Dreirad an einem runden Tisch. Alle treten in die Pedale, einer lenkt. Noch hapert es bei der Übersetzung, doch man kommt vorwärts.

Im Strandbad geht es dann aufs Wasser. Die so genannten Hydro-Bikes sind schwimmende Fahrräder, die nicht umkippen können. Über die Pedale wird eine Schraube angetrieben. Wer will, kann jetzt auf dem Nottekanal zurück bis Zossen „radeln“ – durch die Schleuse am Kanalanfang. Jähnke will außerdem Ferienwohnungen in den sanierten Bahnhöfen entlang der Strecke schaffen. Gelegentlich werden die Enthusiasten gebremst. „Auf der einen Seite freuen sich die Kommunen, dass wir Leben in die Gegend bringen, auf der anderen machen sie es uns schwer“, klagt Jähnke. Bis zu sechs Genehmigungen von verschiedenen Behörden seien erforderlich, nur um ein Hinweisschild auf die „Erlebnisbahn“ aufstellen zu dürfen. Am Bahnhof Zossen musste ein Plakat gleich wieder abgehängt werden.

Die Betreiber schaffen Arbeitsplätze. 15 Mitarbeiter werkeln derzeit an der Strecke, darunter auch „richtige“ Eisenbahner. Jähnke selbst ist kein „Pufferküsser“. Mit der Modelleisenbahn zu Hause habe vor allem sein Vater gespielt.

Die „Erlebnisbahn“ ist bis Ende Oktober geöffnet. Eine Fahrraddraisine kostet pro Tag 46 Euro, die „Drei-Muskel-Tour“ bis Mellensee ist ab 24,50 Euro zu haben. Bei allen Angeboten ist eine Reservierung erforderlich. Telefon (030) 29001-287. Informationen gibt es auch im Internet unter www.erlebnisbahn.de

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