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Brandenburg: Karriere-Umweg über die Provinz

Frank Szymanski hat die Bürgermeisterwahl von Cottbus gewonnen – und damit auch Ansehen in Potsdam

Potsdam/Cottbus - Sieger werden immer geliebt. So ist es nicht verwunderlich, dass die SPD-Landtagsfraktion gestern den am Sonntag zum Cottbuser Oberbürgermeister gewählten Infrastrukturminister Frank Szymanski geradezu euphorisch empfing: Die Genossen klopften auf die Tischplatten, klatschten kräftig, umarmten und herzten Szymanski. Solche Liebesbezeugungen erlebt sonst nur Matthias Platzeck. Szymanski selbst präsentierte sich als strahlender Sieger und drohte der Fraktion lässig, aber nicht ohne Hintersinn: „Jetzt werde ich Euch treiben!“ Er wird künftig der „starke Mann“ der SPD in der Kommunalpolitik sein.

Außenstehende mag es vielleicht verwundern, dass ein unumstrittener Minister Amt und Landtagsmandat aufgibt, jährlich auf rund 50000 Euro und ein angenehmes Minister-Leben verzichtet – einer heruntergewirtschafteten Provinzstadt wegen. Auch wenn der ehemalige Lehrer aus Cottbus stammt, ist so etwas ungewöhnlich. Manche mögen das auch als Abstieg ansehen.

Doch gibt es einen märkischen Modellfall, der das Gegenteil beweist: 1998 gab Platzeck sein Amt als Umweltminister auf, um Potsdam vor einem PDS-Oberbürgermeister zu bewahren. Damit überzeugte der Spätgenosse die Zweifler in der SPD: Nur vier Jahre später wurde er Ministerpräsident. Nun ist Cottbus viel schwieriger als Potsdam damals: in der Landeshauptstadt war nur die Stimmung mies, in Cottbus sind es die Stimmung und die wirtschaftliche Lage. So würde Szymanski auch viel länger als damals Platzeck für ein landespolitisches Comeback brauchen – falls er es denn anstrebt.

Steine in den Weg legen wird ihm jedenfalls niemand, denn die märkische SPD zeigt sich bislang solchen „Rettern“ gegenüber dankbar. „Wenn jemand das auf sich nimmt, adelt ihn das“, sagt Generalsekretär Klaus Ness. So sind sich alle einig, dass der Wechsel vom Minister- auf den OB-Sessel Szymanskis Ansehen in der Partei erhöht hat. Platzeck deutete das in der Fraktion nur an, als er darauf hinwies, dass die SPD nach schweren Niederlagen nun wieder kommunalpolitisches Terrain gewinnt.

Bisher war Szymanski in der inoffiziellen Rangliste jener SPD-Politiker, die als mögliche Nachfolger von Regierungschef Platzeck gehandelt werden, nur der dritte: Nämlich nach Fraktionschef Günter Baaske und Finanzminister Rainer Speer. Doch auch wenn die Frage nicht aktuell ist, weil Platzeck 2009 auf jeden Fall noch einmal als Regierungschef antreten will, könnte es zu Verschiebungen kommen, wenn Szymanski das angeschlagene Cottbus wieder auf die Beine bringt. Man muss ihn im Auge behalten, jetzt erst recht.

Michael Mara

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