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© dpa

Brandenburg: Karstadt kündigt Mietvertrag in Potsdamer Innenstadt

Die Zukunft von Karstadt in der Potsdamer Innenstadt ist ungewisser denn je: Der Insolvenzverwalter der Warenhaus-Gruppe, Klaus-Hubert Görg, hat den Mietvertrag für das Potsdamer Kaufhaus Stadtpalais zum 31. Dezember dieses Jahres gekündigt.

Das Haus in der Brandenburger Straße gehört dem Esch-Fonds, der mehrere Innenstadtkaufhäuser in Deutschland an Karstadt vermietet hat. Auch an anderen Standorten wurden die Mietverträge zum Ende des Jahres gekündigt, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, der die Maßnahme als „vorsorglich“ bezeichnete. Man stehe jedoch noch in Verhandlungen, um bessere Konditionen für die insolvente Warenhauskette auszuhandeln. Ziel bleibe es, so viele Karstadt-Häuser wie möglich zu erhalten, sagte Schulz.

Im Sommer dieses Jahres, kurz nach der Insolvenz des Konzerns Arcandor, zu dem auch die Karstadt-Gruppe gehört, wurde bekannt, dass vor allem die Mieten der Esch-Gruppe marktunübliche Konditionen beinhalteten. So soll die Garantiemiete für das Potsdamer Stadtpalais bei über 16 Prozent des Umsatzes gelegen haben, hieß es damals. Insider sagten allerdings schon im Juni, dass der Prozentsatz für Potsdam teilweise sogar über 18 Prozent gelegen haben muss. Einzelhandelsexperten bestätigten, dass die sogenannte Todeszone, in der ein Warenhaus die Miete nicht mehr erwirtschaften könne, bei zehn Prozent beginne. Der Vorsitzende der Potsdamer Einzelhandelsvereinigung AG Innenstadt, Wolfgang Cornelius, erklärte: „Die Schwierigkeiten in Potsdam gründen allein in der zu hohen Miete.“ Das Haus läge bei allen anderen Leistungskennziffern, wie dem Umsatz pro Mitarbeiter an der Spitze im karstadtinternen Vergleich, so Cornelius. „Esch muss mit der Miete runter, auch andere Ketten werden diese hohen Preise nicht zahlen.“

Brisant beim Esch-Fonds: Anteilseigener ist unter anderem Thomas Middelhoff, der in der Zeit, als Karstadt in der Potsdamer Esch-Immobilie 2005 eröffnete, gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates der KarstadtQuelle AG war.

Die Konsequenzen, wenn die Verhandlungen über die Mietkonditionen scheitern, liegen auf der Hand: Karstadt würde im Stadtpalais zum 31. Dezember in Potsdam schließen, die Innenstadt wäre erneut ohne ein Warenhaus – wie vor 2005. Stadtkontor-Chef Rainer Baatz, der in Potsdam für das Geschäftsstraßenmanagement zuständig ist, sagte zu diesem Szenario: „Schließt das Kaufhaus, wird die Innenstadt zurückgebeamt ins Jahr 2000.“ Vor der Eröffnung des Karstadt-Hauses litt die als „Broadway“ bezeichnete Einkaufsstraße im Potsdamer Zentrum unter Leerstand und Ramschläden. Allein die Absichtserklärung, Karstadt im Stadtpalais anzusiedeln, führte damals zu einer Mietpreissteigerung der umliegenden Ladenflächen von fünf Euro, konstatierte die Potsdamer Industrie- und Handelskammer. Einzelhandelsvertreter Cornelius sagte: „Innerstädtische Handelsstandorte benötigen dringend Kaufhäuser als sogenannte Ankermieter.“ Durch große Warenhäuser würden Einwohner und Touristen gleichermaßen auch in die benachbarten Einzelhandelsgeschäfte gezogen.

Kay Grimmer

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