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Brandenburg: Kaum jemanden zieht es in die Randgebiete

Viele neue Gewerbeparks stehen noch immer leerVON LARS VON TÖRNEDie meisten der 542 Gewerbegebiete in Brandenburg sind nicht ausgelastet.Zwar florieren Gewerbeparks im Berliner Umland ebenso wie diejenigen, die an Fernstraßen liegen.

Viele neue Gewerbeparks stehen noch immer leerVON LARS VON TÖRNEDie meisten der 542 Gewerbegebiete in Brandenburg sind nicht ausgelastet.Zwar florieren Gewerbeparks im Berliner Umland ebenso wie diejenigen, die an Fernstraßen liegen.Doch die Gewerbeparks in Brandenburger Randlagen erreichen nur eine Auslastung von knapp über 20 Prozent.Auf die Hoffnungen der Nachwendejahre ist inzwischen vielerorts die Ernüchterung gefolgt. Nach Einschätzung von Kenneth Frisse vom Wirtschaftsministerium liegen die Ursachen der Misere zum Teil in der Euphorie, mit der in den Nachwendejahren kommunale Gewerbegebiete erschlossen wurden, ohne daß dafür genügend Nachfrage existierte.Frisse: "Hinterher haben sich dann viele Bürgermeister gefragt: Wie konnten wir nur so naiv sein?" Inzwischen habe sich gezeigt, daß Lage und Anbindung an das Verkehrsnetz entscheidend seien.Für 205 Industrie- und Gewerbeflächen wurden nach Ministeriumsangaben bis vor drei Jahren Fördermittel in Höhe von insgesamt 1,7 Milliarden Mark eingesetzt. Gerade in den äußeren Landesteilen übersteigt die Zahl der Gewerbegebiete die Nachfrage bei weitem."Die regionale Verteilung der Gewerbegebiete entspricht nicht dem Bedarf", sagt Frisse.Da die meisten Parks erst seit einigen Jahren bestünden, sei zwar mit wachsender Nachfrage zu rechnen.Die Frage sei aber, "ob Gebiete mit einer Auslastung von 20 Prozent diese Durststrecke durchhalten." Das falle in der Regel auf die Kommunen zurück, die für sämtliche Kosten aufkommen müssen. Der Gewerbepark Prignitz in Falkenhagen ist ein Beispiel.An der Autobahn Berlin-Hamburg gelegen, wurde hier noch 1990 ein Gelände von 371 Hektar Bruttofläche erschlossen - das größte zusammenhängende Gewerbegebiet des Landes."Das war eine radikale Fehleinschätzung", bilanziert heute Uwe Büttner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Prignitz, die das Gebiet gemeinsam mit der Kommune vermarktet."Das Gebiet ist für den Bedarf viel zu groß angelegt worden".Von den 371 Hektar Fläche seien 50 Hektar verkauft, sagt Norbert Aßmann, Leiter des Planungs- und Wirtschaftsamtes Prignitz.26 Betriebe mit 700 Beschäftigten hätten sich in Falkenhagen angesiedelt.Zufriedenstellend sei die Auslastung aber nicht, da die Einnahmen für den Verkauf weit hinter den Ausgaben der Kommune zurückblieben.Aßmann: "Für die Erschließung der Fläche sind damals 123 Millionen Mark investiert worden, davon 50 Millionen kommunales Geld - und für die verkaufte Fläche haben wir gerade acht Millionen Mark bekommen." Mit einem neuen Vermarktungskonzept und einer Verbesserung der Zufahrtsstraßen sollen neue Investoren angesprochen werden.Erste Erfolge zeichnen sich ab: Nachdem sich in den Jahren 1995 und 1996 kein einziges neues Unternehmen im Gewerbepark Prignitz angesiedelt hätte, eröffneten Aßmann zufolge im vergangenen Herbst zwei neue Firmen ihre Produktionshallen auf dem Gelände. Als Beispiel für ein von Anfang an erfolgreiches Gewerbegebiet gilt der vom kanadischen Investor TrizecHahn finanzierte Brandenburg-Park in Genshagen, zehn Kilometer südlich Berlins an der Autobahn gelegen.Für Reinald Walkemeyer, Projektleiter bei Trizec-Hahn, hat sich die Maklerweisheit bestätigt, daß es drei Erfolgskriterien gibt: "die Lage, die Lage, und die Lage." 50 Firmen mit 1200 Beschäftigten haben sich Walkemeyer zufolge in Genshagen niedergelassen.56 Hektar von 220 Hektar Bruttofläche seien verkauft worden.Außer der günstigen Lage im Speckgürtel sieht Walkemeyer die Gründe für den Erfolg auch darin, daß man hier flexibel auf die Bedürfnisse der ansiedlungswilligen Firmen reagiert habe.So habe man eine Buslinie für die Beschäftigten der Betriebe organisiert, bis das Gewerbegebiet an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen wurde. Ministeriumssprecher Frisse will allerdings insgesamt nicht von einem brandenburgspezifischen Überangebot sprechen: "Auch in westdeutschen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen sind im ländlichen Raum noch Gewerbeflächen zu haben."

LARS VON TÖRNE

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