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Brandenburg: Kein Asphalt für Deutschlands schönsten Radweg Strecke auf den Elbdeichen ist die wichtigste Touristenattraktion der Prignitz. Aber bei der Sanierung der Dämme wurde auf der Route nur Split gestreut

Lenzen - In der Gunst der Radfahrer liegt der Elberadweg neuerdings ganz vorn: Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) wählte vor dem offiziellen Beginn der neuen Radsaison am kommenden Wochenende die Route zwischen der tschechischen Grenze und Cuxhaven erstmals zur schönsten Tour in Deutschland. Platz zwei ging an den Donauradweg, der jahrelang die Rangliste angeführt hatte.

Lenzen - In der Gunst der Radfahrer liegt der Elberadweg neuerdings ganz vorn: Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) wählte vor dem offiziellen Beginn der neuen Radsaison am kommenden Wochenende die Route zwischen der tschechischen Grenze und Cuxhaven erstmals zur schönsten Tour in Deutschland. Platz zwei ging an den Donauradweg, der jahrelang die Rangliste angeführt hatte. Hinter der Strecke durch das Altmühltal kam mit dem Oder-Neiße- Radweg ein weiterer Abschnitt aus der Region ins Vorderfeld.

Doch ausgerechnet um den Brandenburger Abschnitt des Elberadwegs in der Prignitz gibt es Streit. Durch den Neubau der Deiche nach dem Hochwasser vom August 2002 hat sich der Weg für die Radler erheblich verschlechtert. Vorher konnten sie auf überwiegend glattem Untergrund voran rollen. Gerade im langen Grenzgebiet zu Niedersachsen hatten die DDR-Grenztruppen die Wege an den Sperrzäunen auf den Deichen asphaltiert. Nun aber führt über die Krone der für viel Geld sanierten Dämmen ein einfacher Erdpfad mit losem und grobkörnigem Split.

„Ein Schildbürgerstreich“, befindet der Direktor des nördlich von Wittenberge gelegenen Amtes Elbtalaue, Axel Wilser. „Erfahrungsgemäß wächst so ein Weg in kurzer Zeit wieder zu. Uns entstehen hohe Instandsetzungskosten, und die Radler werden unnötig verärgert.“ Durch die Erde brechen Grasbüschel, die vergleichsweise hohe Reibung auf dem Split fordert mehr Pedalkraft. Dabei sei der Radweg die wichtigste Touristenattraktion für die Prignitz. Er locke jedes Jahr mehrere tausend Radler in die Gegend, von denen zahlreiche Hotels und Pensionen profitierten. Anderswo werden die Radwege fast hundertprozentig asphaltiert. Entlang der Oder erhalten beispielsweise alle neuen Deiche eine pflegeleichte Asphaltschicht. Auch im Spreewald oder auf dem Fernradweg Berlin-Kopenhagen finden die Radler vorwiegend einen stabilen, glatten und breiten Untergrund vor. Nur im Naturschutzgebiet Stechlin weisen einige Abschnitte in Wäldern einen wasserdurchlässigen Untergrund auf – der sich im Unterschied zum Elbdeich aber leicht fahren lässt.

Die radlerunfreundliche Ausführung der neuen Radwege auf den Elbdeichen geht auf Einsprüche der Verwaltung des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe und mehrerer Umweltverbände zurück. Sie lehnen eine weitere Versiegelung des Bodens durch Asphalt oder Beton ab und bezweifeln eine mindere Qualität der nur mit Split präparierten Wege.

„Da verschließen sie ihre Augen vor Tatsachen“, ärgert sich Amtsdirektor Wilser. „In Lenzen hat so ein Radweg gerade zehn Jahre gehalten. Heute ist er fast gar nicht mehr zu sehen. Jetzt müssen wir viel Geld für einen faktischen Neubau aufbringen, da den Kommunen die Verkehrssicherungspflicht obliegt.“

Auch zahlreiche Einwohner hatten beim Landesumweltamt gegen die Nicht-Asphaltierung des Radwegs auf dem Deich protestiert. Doch vergeblich. Umweltstaatssekretär Dietmar Schulze aber hält die Angelegenheit für noch nicht entschieden. „Das müssen wir noch einmal genau prüfen“, sicherte er zu. „Was an der Oder möglich ist, sollte auch an der Elbe durchzusetzen sein.“ Schließlich gehört in Brandenburg der Radtourismus neben dem Wassersport zu den Branchen mit den größten Wachstumsraten. Und das liegt nicht zuletzt an den guten Wegen, mit denen sich Brandenburg an den meisten Orten erheblich von anderen Bundesländern unterscheidet.

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