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Brandenburg: Kesselwagenzug fuhr zu schnell

Untersuchungen zur Katastrophe von Elsterwerda / Spendenaktion für Feuerwehr gestartetVON CLAUS-DIETER STEYER ELSTERWERDA.Erst 28 Stunden nach dem schweren Explosionsunglück im südbrandenburgischen Elsterwerda konnten Polizei und Feuerwehr gestern vormittag Entwarnung melden.

Untersuchungen zur Katastrophe von Elsterwerda / Spendenaktion für Feuerwehr gestartetVON CLAUS-DIETER STEYER ELSTERWERDA.Erst 28 Stunden nach dem schweren Explosionsunglück im südbrandenburgischen Elsterwerda konnten Polizei und Feuerwehr gestern vormittag Entwarnung melden.Die Gefahr weiterer Detonationen war endgültig gebannt.Hunderte Helfer hatten bis in die Nacht gegen immer wieder aufflammende Brandherde gekämpft.Nach dem Löschen der letzten Feuer gegen 3 Uhr wurden die noch nicht restlos ausgepumpten Kesselwaggons mit Wasser und Schaum gekühlt.In der Stadt hatte sich gestern abend in Windeseile die mögliche Unglücksursache herumgesprochen: Das Eisenbahn-Bundesamt vermutet überhöhte Geschwindigkeit des Kesselwagenzuges. Dieser hätte nur mit Tempo 40 über die Weiche fahren dürfen.Seine Geschwindigkeit müsse bedeutend darüber gelegen haben, erklärte ein Sprecher des Amtes.Das zeige die Auswertung des Fahrtverlaufstreifens - vergleichbar mit den Fahrtenschreibern in Lkw.Es müsse noch geprüft werden, ob menschliches oder technisches Versagen für das hohe Tempo ausschlaggebend gewesen war.Der Kreisbrandmeister von Elbe-Elster, Günter Keil, vermutete als mögliche Ursache der Entzündung des ausgelaufenen Benzins ein Heißlaufen durch festgefahrene Bremsen an den entgleisten Kesselwaggons.Das heiße Material könnte die Explosion ausgelöst haben.Nach Angaben von Hans Leister, Chef des Eisenbahnverkehrs in Brandenburg, befand sich dieser Abschnitt der Strecke Berlin-Dresden in einem guten Zustand. Mit dem Aufziehen des Morgengrauens zeigte sich das ganze Ausmaß des Unglücks.Wie auf einer Spielzeugbahn lagen die Kesselwagen über- und nebeneinander.Teilweise konnten die einzelnen Blechteile überhaupt nicht mehr zu den Waggons zugeordnet werden.Die mehrere Dutzend Meter hohe Feuerkugel und die über 1000 Grad Celsius heiße Luft haben bei der Explosion die Formen völlig durcheinander gebracht.Auch die entgleiste E-Lok glich einem Schrotthaufen.Fast unglaublich, daß der Mann im Führerstand mit dem Schrecken der Hölle entkommen konnte. Nicht soviel Glück hatten die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr.Sie waren nach der Explosion der beiden Waggons um 6 Uhr 42 als Erste am Unglücksort und verhinderten ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben ein mögliches Inferno für Elsterwerda.Niemand wollte darüber spekulieren, was wohl passiert wäre, wenn alle 22 Benzin-Waggons des Zuges Feuer gefangen hätten.Der Stadtbrandmeister von Elsterwerda, Horst Mechelk, bezahlte seinen Einsatz mit dem Leben.Acht der neun Verletzten sind freiwillige Feuerwehrleute aus Elsterwerda.Drei von ihnen liegen mit schwersten Brandverletzungen in einem Spezialkrankenhaus. Für die Hinterbliebenen von Mechelk und die Familien der Verletzten ist gleich am gestrigen Morgen in Elsterwerda eine Spendenaktion angelaufen."Es hat die besten Männer dieser Stadt getroffen", sagte Frank Neubert von der Stadtverwaltung.Schon beim Brand des Rathauses vor zwei Jahren und beim Feuer in einer Recyclingfirma vor wenigen Wochen hätten sie Elsterwerda vor größeren Katastrophen bewahrt. Fast jedes Kind kennt in dem kleinen Ort den Kreisbrandmeister Horst Mechelk.Auch nach seiner Pensionierung hatte er den Feuerwehrtrupp geleitet.Selbst in der nordrhein-westfälischen Partnerstadt von Elsterwerda machte er sich verdient.Bei einer Feier ihm zu Ehren schloß Mechelk sich völlig unaufgefordert den plötzlich zu einem Einsatz gerufenen Kameraden an und bekämpfte das Feuer im Festanzug. Die meisten der vorsorglich aus der Umgebung des Bahnhofes evakuierten Personen konnten gestern in ihre Wohnungen zurückkehren.

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