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Brandenburg: Kino: Für die Kunst nackt in die Kiesgrube

Sollten zufällig Spaziergänger in die Szene gestolpert sein, werden sie sich erheblich gewundert haben: Kurz hinter Potsdam hatten sich gestern Mittag dutzende nackte Frauen und Männer, mit Fahnen und Trommeln ausgerüstet, eine Massenschlacht geliefert. Die bizarr anmutende Horde stammte nicht aus der Steinzeit, sondern probte - ganz modern - fürs Kino.

Sollten zufällig Spaziergänger in die Szene gestolpert sein, werden sie sich erheblich gewundert haben: Kurz hinter Potsdam hatten sich gestern Mittag dutzende nackte Frauen und Männer, mit Fahnen und Trommeln ausgerüstet, eine Massenschlacht geliefert. Die bizarr anmutende Horde stammte nicht aus der Steinzeit, sondern probte - ganz modern - fürs Kino. Die Szene gehört zum Spielfilm "Poem", den Regisseur Ralf Schmerberg dreht. Eigentlich sollten rund 600 Laienschauspieler, die geschlechtsspezifisch an den entscheidenden Stellen rot beziehungsweise blau angemalt wurden, zum Probelauf in die Kiesgrube in der Nähe von Michendorf kommen. Doch dann waren es weit weniger, die fast zwei Tage am Drehort ausharren mussten.

Mit dem Kampf eines männlichen gegen ein weibliches Heer soll die ewige Uneinigkeit zwischen Frau und Mann nachgespielt werden, wie Schmerberg zuvor erläutert hatte. Er hatte für die Aufnahmen "keine Werbe-Körper" gesucht, "sondern ganz normale Menschen, die den Mut haben, sich so zu zeigen, wie sie sind". In einer Zeit körperlicher Verklemmtheit, verursacht durch Werbung und Schönheitsindustrie, finde er Aktionen wie die Schlacht notwendig. Die Inszenierung habe auch ihren ironischen Teil, mit einem "lachenden Auge" drehe er den großen Kampf, an dessen Ende alle von Filmblut überströmt hinsinken sollten und "man nicht mehr sieht, wer wer ist".

Nach Vorstellungen des Regisseurs soll "Poem" ein Film sein, der ein "Gegengewicht zu der banalisierten Sprache der Medien" sucht, der sich mit Dichtung befasst. Eine durchgängige Handlung hat der Streifen, an dem bereits seit fünf Jahren gearbeitet wird, nicht. Das Leben selbst sei, so der Regisseur, der "rote Faden", der durch das Ensemble der inszenierten Poesie-Texte führt, das Leben von der Geburt bis zum Tod.

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