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Krampnitz-Affäre: Schlechter Deal mit veraltetem Gutachten

In der Affäre um die Krampnitzer Kasernen wurde das Gelände von vornherein zu niedrig ausgeschrieben – zum Schaden des Landes.

Potsdam - Dem Land Brandenburg ist beim Verkauf der Krampnitzer Kasernen offenbar doch ein Schaden in Millionenhöhe entstanden – entgegen den Erklärungen von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Nach Tagesspiegel-Recherchen stützte sich der gesamte Verkauf der 112-Hektar-Immobilie unter dem damaligen Finanzminister und heutigen Innenminister Rainer Speer (SPD) im Jahr 2007 von vornherein auf ein veraltetes und für völlig andere Nutzungspläne erstelltes Wertgutachten.

Das war der brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) bewusst, dennoch wurde kein neues Gutachten eingeholt. Das Gutachten, das Grundlage für das Bieterverfahren und den Verkauf der Immobilie im Sommer Jahr 2007 war, stammte vom April 2006. Danach war die Immobilie 3,9 Millionen Euro wert. Grundlage waren aber spezielle Nutzungsvorstellungen früherer Interessenten: Der „Soccer Culture Club“ (SCC) hatte dort eine Fußballschule mit Internat geplant – das Gutachten ging daher davon aus, dass mehr als die Hälfte der Flächen Grünland bleiben, etwa für Fußballfelder. Das hatte Folgen. Der Wert war niedriger als bei der Annahme von Wohnungen.

Eine niedrige Ausschreibung hat aber geringere Gebote zur Folge. Das Land verkaufte die Immobilie im Juli 2007 dann für 4,1 Millionen Euro, angeblich an die dänische Thylander-Gruppe. „Sie hat Haftung für sämtliche Verpflichtungen aus den Grundstücksverträgen übernommen“, hieß es in Speers Vorlage an den Landtag. Tatsächliche Käufer waren aber die Auslöser der Affäre, Firmen des Hannoveraner Rechtsanwaltes Ingolf Böx. Die Thylander-Gruppe hat inzwischen erklärt, die Grundstücke nie erworben zu haben.

Böx, seit zwei Wochen abgetaucht, traf sich am Mittwoch erstmals mit Vertretern des Ministeriums und der BBG. Dem Vernehmen nach konnte Böx nicht erklären, warum er damals seine Firmen als Thylander–Unternehmen ausgab, was nicht stimmte. Ein im Auftrag Thylanders erstelltes Gutachten bezifferte den Wert auf 25 Millionen Euro.

Zwar hatte Finanzminister Helmuth Markov (Linke), der heute im Finanzausschuss des Landtages erneut Stellung nehmen wird, dies als unseriös dargestellt. Es seien nicht einmal Kosten für Altlastensanierungen eingerechnet, so Markov. Die waren jedoch bekannt, sie liegen bei 3,2 Millionen Euro. Und das Land hatte sich verpflichtet, bei neu festgestellten Altlasten bis zu 90 Prozent der Kosten, bis in Höhe des Kaufpreises zu übernehmen. Selbst wenn man alles abzieht, so ein Beteiligter, war das Grundstück 2007 rund 15 Millionen Euro wert.

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