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Kriminaltechnik: Polizei baut Labortechnik für DNA-Proben massiv aus

Viele Länder vergeben mittlerweile die Analyse von DNA-Proben in private Hände, nicht so Berlin und Brandenburg. Berlin konnte einen Rückstau durch die Vergabe an die Charité abbauen. In Brandenburg ist neues Zentrum schon seit 2007 fertig.

Berlin - Er war der prominenteste Gast bei der Eröffnung des neuen DNA-Labors in Berlin: Lord Stevens, ehemaliger Chef von Scotland Yard und nicht zuletzt durch seine Ermittlungen zum Tode Lady Dianas weltweit bekannt geworden. Nun ist Lord Stevens Alterspräsident der LGC-Gruppe, die gestern im Stadtteil Moabit ein hoch modernes kriminaltechnisches Labor feierlich in Dienst stellte. In vielen Ländern werden kriminaltechnische Dienstleistungen mittlerweile an private Firmen vergeben, sagte Lord Stevens: „Dafür schaffen wir nun Kapazitäten in Berlin.“

Doch der prominente Beistand dürfte der LGC auf dem hiesigen Markt nicht viel nutzen. Denn die beiden Länder Berlin und Brandenburg denken derzeit nicht daran, die Analyse von DNA–Proben an ein privates Labor zu geben. Denn beide Länder haben ihre Kriminaltechnik (KT) in den Landeskriminalämtern gerade deutlich erweitert (Brandenburg) oder sind gerade dabei (Berlin). Andere Länder, vor allem Nordrhein-Westfalen, lassen seit einigen Jahren viele Proben bei LGC untersuchen. Die Geschäftsführerin der deutschen LGC, Heike Solbrig-Lebuhn, formulierte deshalb gestern vorsichtig, dass man „in Kontakt“ mit der Berliner Polizei sei. „Viele Proben sind liegen geblieben“, sagte Solbrig-Lebuhn. Doch das stimmt für Berlin und Brandenburg nicht mehr.

In Eberswalde ist 2007 für über 18 Millionen Euro ein hoch modernes Labor für 100 Wissenschaftler entstanden. Mittlerweile hat Brandenburg fast 20 000 DNA-Datensätze an das Bundeskriminalamt übermittelt, Berlin gut 23 000. Das BKA führt die bundesweite DNA-Datei. Nur wenn bei einem Massenspeicheltest sehr viele Proben auf einmal anfallen, werde man auf ein privates Labor zurückgreifen, sagte Brandenburgs LKA-Sprecher Toralf Reinhardt.

In Berlin wurden im Jahr 2007 gut 15 000 Proben in der landeseigenen Charité analysiert, in der KT fast 23 000. Im kommenden Jahr wird die Fremdvergabe weitgehend beendet, weil dann die Kapazitäten in der KT erweitert sein werden. Zu der Vergrößerung hatte sich die Polizei 2007 entschlossen, nachdem bekannt geworden war, dass wegen völliger Überlastung in erheblichem Umfang Proben liegen geblieben waren. Im April 2007 musste Polizeipräsident Dieter Glietsch bestätigen, dass Ende 2006 von 5850 DNA-Untersuchungsanträgen über 4100 unbearbeitet geblieben waren. Dieser Stau soll weitgehend abgearbeitet sein, hieß es. Genaue Zahlen nannte die Polizei nicht.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) begrüßte die Ausweitung der eigenen Kapazitäten. „Berlin hat es begriffen“, sagte Landeschef Rolf Kaßauer – ein seltenes Lob der Gewerkschaft für die Polizeiführung. Kaßauer forderte erneut, eine DNA–Probe bei allen Tatverdächtigen zu nehmen, sie rechtlich also mit dem Fingerabdruck gleichzusetzen. Dies ist derzeit noch nicht erlaubt. In diesem Fall dürfte die Zahl der zu bearbeitenden Proben massiv steigen – eine Chance für Privatfirmen. „Wir warten ab, was passiert“, sagte die LGC-Chefin.

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