zum Hauptinhalt

Kultur: 1. Ein Sucher nach völliger Freiheit

Kunst braucht Freiheit, die ihr allerdings meist nur partiell gestattet wird. Auf der Suche nach solcher Freiheit hat der bildende Künstler, von dem hier die Rede ist, viel Zivilcourage bewiesen.

Kunst braucht Freiheit, die ihr allerdings meist nur partiell gestattet wird. Auf der Suche nach solcher Freiheit hat der bildende Künstler, von dem hier die Rede ist, viel Zivilcourage bewiesen. Er war eigentlich Diplomingenieur im Elektromaschinenbau. Studiert hatte er in seiner Heimatstadt und zwei Jahre in Kiel gearbeitet, als ihn die Technische Hochschule seiner Heimatstadt zurückberief. Der 25-jährige Diplomingenieur wurde Dozent, der sich nebenher auch im "Collegium musicum" der Universtität beteiligte, politisch engagierte und, angeregt von einem modernen russischen Bildhauer, künstlerisch betätigte. Als das Land von einer Diktatur unterdrückt wurde, beteiligte er sich an einer verbotenen Flugblattaktion, was den inzwischen als Dozent entlassenen Ingenieur eine anderthalbjährige Haftstrafe einbrachte. Das Delikt, das man ihm vorwarf: Hochverrat.

Ungezähmt blieb er auch später, nach dem Ende der Diktatur. Er gehörte zu jenen Künstlern, die nicht nur esoterisch in ihrem Atelier verschanzt leben, sondern er war auch aufklärerisch in einer Galerie als Ausstellungsleiter tätig, sowie als Lehrer jetzt an der Kunsthochschule seiner Heimatstadt, für die er auch eines seiner Hauptwerke entwarf. Eberhard Roters hat dieses einmal als "ein Jahrhundertwerk" bezeichnet, das "in seiner Art nicht seinesgleichen findet." Aber das gleiche Werk empörte manche Zeitgenossen derart, dass man ihn telefonisch mit dem Tod bedrohte. Heute gehört sein Werk derart zum Stadtbild, dass es wahrscheinlich Proteste gäbe, wenn man es beseitigen wollte. Ihn schreckten derartige Drohungen zwar, aber er blieb sein Leben lang konsequent in der Forderung absoluter künstlerischer Freiheit. Auch die Architekten, mit denen er viel arbeitete, ließen ihn gewähren. "Vielleicht", schrieb er selbst einmal, "hatte ich das seltene Glück, es fast immer mit guten Architekten zu tun zu haben, die mir freie Hand ließen, weil sie Vertrauen zu mir hatten. Denn meine vollkommene Freiheit in der Arbeit wurde niemals bedroht." Der Sucher, der die Freiheit am Ende fand, ist einen Monat vor seinem 75. Geburtstag in seiner Heimatstadt gestorben.Der gesamte Rätseltext zum Download als Datei.

Diskutieren Sie mit anderen Rätselfreunden im Weihnachtsrätsel-Forum bei meinberlin.de (unter Subforen auf "Der Tagesspiegel" klicken).

Ihre Lösungen geben Sie dann einfach in das Formular ein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false