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Ein Jahrhundert Volksbühne am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz.

© dpa

100 Jahre: Berliner Volksbühne feiert Jubiläum: Dem Volk seine Bühne

Ein Jahrhundert Volksbühne ist ein Grund zum Feiern. Einmal angefangen, kommt das alte Haus da so schnell auch nicht mehr raus. Dabei hätte die Bühne ihr großes Jubiläum fast verschlafen.

Ein Jahrhundert Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (wie er heute heißt), das ist schon was. Das sind wahrscheinlich die längsten 100 Jahre der Weltgeschichte, wenn man an die beiden Weltkriege denkt und all den Horror, der sich mit Hitler, Stalin, Mao verbindet. Das 20. war das Jahrhundert der Diktatoren und Massenmörder. Und des politischen Theaters.

An der Volksbühne hat sich das stets mit dem Spektakel verbunden, von Benno Besson bis Frank Castorf, in memoriam Erwin Piscator. Castorf ist dort auch schon fast ein Vierteljahrhundert Chef. Aber irgendwie hat sein Haus das große Jubiläum, nun ja, nicht wirklich verpennt. Ein bisschen verdrängt wohl schon. Es gibt ja genug runde oder eckige Geburtstage im Kulturbetrieb.

Jetzt aber wird doch noch gefeiert. Erst einmal am 4. Dezember, da hat „Ach, Volk, du obermieses“ Premiere, eine „ Revue am Bülow-Wessel-Luxemburg-Platz“ von Jürgen Kuttner und André Meier. Versprochen wird „eine große bunte Jubiläumsshow“ mit dem „Versuch, dem irrlichternden Volk auf der langen Suche nach seiner Bühne zu folgen. Eine zackige Zeitreise im Zickzackkurs“. Das Motto stammt von Peter Hacks, dem Patrizier der plebejischen DDR-Gesellschaft: „Ach Volk, du obermieses, / Auf dich ist kein Verlass. / Heute willst du dieses, / Morgen willst du das.“ Und dazu gibt es eine Filmgeschichte von Thomas Heise, „Fabrik“. Das ist die Volksbühne gewiss. Eine alte Theaterfabrik.

Die Volksbühne kommt ins Feiern

Und wenn die Volksbühne erst einmal ins Feiern kommt, kommt sie da nicht mehr so schnell heraus. Am 30. Dezember wird Silvester vorgezogen, wenn es heißt „Happy Birthday, altes Haus! Das Fest – für alle, die hin- und reingehen“. Hören wir kurz in die Pressestelle hinein, wo man die Geburtstagsreden probt:

„Sie steht seit 100 Jahren. Sie steht seit 100 Jahren stets am selben Platz, der Platz jedoch trug viele Namen. Er hieß Babelsberger-, Bülow-, Horst-Wessel-, Liebknecht-, Luxemburg- und endlich Rosa-Luxemburg-Platz. Am 30. 10. 2010 hieß er ganze zwölf Stunden lang Christoph-Schlingensief-Platz. In all den Namen schwingen die politischen Zeitenwenden der vergangenen Jahrzehnte mit, und wer darin ein Programm erkennen will, liegt richtig und liegt manchmal falsch. Unaufhörlich holt uns die Geschichte unseres Theaters ein, in der mehrfach starke künstlerisch-extreme Impulse gesetzt wurden, die offen oder versteckt mit dem politischen Leben korrespondierten. Und immer wieder das Aufatmen, wenn eine Krise vorbei ist, wenn ein künstlerischer Auftakt das Haus wieder ins Gespräch bringt, bevor die nächste Krise kommt, die bekämpft und überwunden werden muss ...“

Ach was, Krise. Castorf ist da. Und zur Feier des Jahrhunderts bleibt er noch ein Weilchen, oder? Traut sich denn jemand an seine Stelle?

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