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Kultur: 1000 Tage

Fotografien aus Chile im Willy-Brandt-Haus.

Am Rande der Transamericana hat eine Frau aus Lumpen ein Zelt für sich und ihre Kinder errichtet. Über der Squatter-Behausung weht stolz die chilenische Flagge. Zum 40. Jahrestag des Militärputsches in Chile zeigt das Willy-Brandt-Haus Fotografien von Michael Ruetz und John M. Hall, die das Land während der Regierungszeit von Salvador Allende bereisten. 1000 Tage währte das Experiment einer demokratisch gewählten, sozialistischen Regierung in Chile. Ruetz kam im Auftrag des „Stern“, um den politischen Umbruch in Bilder zu fassen. Seine trockenen, kargen Fotos erforschen die Armut in den Vorstädten und die Knochenarbeit in den hochgelegenen Kupferminen. Sie dokumentieren aber auch den Protest gegen die Verstaatlichungen.

Ruetz’ Kollege John M. Hall analysiert in seinen Bildern die Kultur der unterschiedlichen Demonstrationen. Er zeigt die Signets – die Fäuste, die den Faschismus zermalmen. Er fotografiert die Frauen als Organisatorinnen der Zusammenkünfte und die Spruchbänder: „Wer nicht springt, ist eine Mumie“, heißt es da zum Beispiel. Die Mumie steht für das konservative Bürgertum. In den intensiven Bildern ist ein selbstbewusstes, unbeschwertes Land zu sehen. Die Chilenen nehmen die politische Mitsprache ernst. Noch ahnen sie nicht, dass ihnen 17 Jahre Militärdiktatur bevorstehen. Simone Reber

Bis 18.9. Stresemannstr. 28, 10963 Berlin, Di-So 12 -18 Uhr

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