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Kultur: Ab in die Themse!

Jackie Chan & Co. ziehen in „Shanghai Knights“ die Filmgeschichte durch den Kakao

Für ein gutes komödiantisches Doppel braucht es fünf Dinge. Zwei in ihrer Gegensätzlichkeit kunstvoll austarierte Charaktere. Zwei Schauspieler, die präzise wie Uhrwerke diese Rollen füllen. Und ein möglichst stabiles Gerüst, in dem sich der Schlagabtausch zwischen den Partnern umso freier entfalten kann.

Der Komödiant Jackie Chan ist als brillanter Handwerker eine verlässliche Grundlage für ein solches Duo. Mit dem blond schlaksigen Owen Wilson stand ihm vor drei Jahren in der Westernkomödie „Shanghai Noon“ in der Rolle des Möchtegern-Helden Roy O‘Bannon erstmals ein ebenbürtiger Partner zur Seite, der mit wortreicher Großspurigkeit das wettmacht, was Chan an verbaler Grandezza fehlt. Während Chan alias Chon Wang nach den bestandenen Abenteuern als Sheriff in Carson City für Recht und Ordnung sorgte, lässt sich Ex-Partner Roy im New Yorker Ritz als Gigolo aushalten und hat die ihm zur Aufbewahrung anvertraute Belohnung längst in Börsengeschäften verspekuliert.

Jetzt bringt die Ermordung von Chon Wangs Vater die beiden wieder zusammen und auf ein Schiff nach London, wo Wangs kleine Schwester den Mördern schon auf der Spur ist. Die haben Verbindungen in höchste Kreise, schließlich war Chons Vater ein hoher Würdenträger am chinesischen Kaiserhof. Und jetzt ist sogar Queen Victoria höchstpersönlich in Gefahr. Doch neben den Lords und Ladies am Hofe wird in den „Shanghai Knights“ auch sonst alles anspielungsreich durch den Kakao gezogen, was zu viktorianischen Zeiten in der imperialen Reichshauptstadt Rang und Namen hatte.

Da wird Jack the Ripper von Chons Schwesterlein kurzerhand von einer Themsebrücke geworfen. Ein Kommissar Artie Doyle ermittelt so faktenhuberisch wie unbeholfen im gleichen Fall. Und am Schluss erhalten unsere beiden Helden selbstverständlich auch im Film den Ritterschlag, den sie sich filmkünstlerisch verdient haben. Während Wilson dabei für den Verbal-Slapstick zuständig ist, darf Chan in bester bewährter Manier höchstleiblich durch Marktstände und Drehtüren wirbeln. Dabei spielt der Film die Konfrontation von asiatischer Kampfkunst, amerikanischer Entertainment-Tradition und alt-britischen Verschrobenheiten lustvoll aus – eine artistische Glanznummer etwa sind Chans Kung-Fu-Variationen auf die Regenschirm-Nummer aus „Singing in the Rain“. Und die im Studio und an tschechischen Außen-Drehorten aufgebauten Dekorationen dürften in ihrer expressiv-künstlichen Schönheit nur Techno-Perfektionisten kalt lassen. Stört nur die manchmal aufdringlich fetthaltige Musiksuppe, die wie so oft allzu großzügig über der Szenerie ausgegossen wird.

Trotzdem, „Shanghai Knights“ ist angenehm leichte Kost: der ideale Flucht-Film für Teenager und andere Fast-Erwachsene, wenn am zweiten Weihnachtsbesuchstag das Familienglück tiefer und tiefer sinkt. Und die kleinen Geschwister könnte man eigentlich auch getrost mitnehmen, wenn die „Shanghai Knights“ legal nicht erst ab zwölf Jahren freigegeben wären. Das liegt vermutlich daran, dass hier neben Maschinengewehren auch gesprenkelte Männer-Genitalien vorkommen. Im Notfall bleibt immer noch – in Sachen „Shanghai Noon“ der Rückweg über die Videothek.

Ab Donnerstag in dreizehn Berliner Kinozentren; OV im Cinestar Sony Center

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