zum Hauptinhalt

Kultur: Aber bitte mit Joystick

Das Bübchen und die reife Frau: „Couchgeflüster“

„Ist da nicht ein Knopf?“, fragt die Therapeutin missbilligend ihre Klientin, die mit weit dekolletierter Bluse vor ihr sitzt und strahlt. Aber da ist kein Knopf, und Rafi, frisch geschieden und schon wieder verliebt, vermisst ihn auch nicht. Schließlich schwelgt sie gerade in einem Hormonrausch, hat dauernd Sex, und beides macht sie glücklich. Die Analytikerin dagegen ist nicht besonders angetan – ahnt sie doch, dass ihr eigener, geliebter Sohn der Liebhaber Rafis ist. 14 Jahre Altersunterschied! Nein, ihr Junge soll nicht mit einer so alten, geschiedenen, mangelhaft bekleideten Frau zusammen sein!

Der Junge, David, malt und wohnt bei seinen Großeltern, die manchmal ein bisschen nerven, aber größere Sorgen hat er nicht. Doch als er sich nun in Rafi verliebt, ist er mit einer Frau in einer gänzlich anderen Lebensphase konfrontiert und muss sich auf einmal Gedanken übers Kinderkriegen und andere Verbindlichkeiten machen. Rafi wiederum stellt fest, dass sie gern ihre Wohnung für sich hat, wenn sie nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommt. Und schon gar nicht kann sie es leiden, wenn David Bier trinkend mit dem Joystick in der Hand auf dem Sofa hängt und Videospiele spielt. Und dann ist da noch Lisa, Davids Mutter und Rafis Therapeutin. Wird sie den beiden helfen – oder die Situation eher noch verkomplizieren?

Dreierlei soziale Beziehungen interessieren Regisseur und Drehbuchautor Ben Younger: die zwischen jungem Mann und älterer Frau, zwischen Mutter und Sohn und zwischen Therapeutin und Klientin. Mit Sinn für Situationskomik hat er die Dialoge geschrieben – und mit Ironie, aber auch viel Sympathie beobachtet er seine Helden bei ihren Überlebenskämpfen im Gefühlsdschungel. Da Beziehungen zwischen jüngeren Männern und älteren Frauen inzwischen auch bei Promis an der Tagesordnung sind, ist das Thema längst nicht mehr tabu; Ben Younger aber rückt ein paar weniger beachtete Aspekte ins Blickfeld – etwa die Frage, ob die Liebe groß genug sein kann, um eine erwachsene, berufstätige Frau einen unselbstständigen Kindskopf auf Dauer ertragen zu lassen. Und auch, ob Liebe allein jemals ausreicht für eine lebenslange Beziehung.

Schade, dass Uma Thurman in dieser romantischen Komödie nicht eben ideal besetzt ist; in einer Mischung aus der von Woody-Allen-Darstellerinnen geläufigen flattrigen Verhuschtheit und dem überständigen Niedlichkeitskult einer Meg Ryan agiert sie arg vertüdelt. Leider ist Meryl Streep mit grässlich bunten Holzperlenketten und Halstüchern ein bisschen zu trutschig geraten – und Newcomer Bryan Greenberg mit seinem verwischten Bübchencharme ein bisschen zu kokett. Spaß macht „Couchgeflüster“ trotzdem.

In 13 Kinos; OV Cinestar SonyCenter

Zur Startseite