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Kultur: Aber echt

Der deutsche Kunsthandel und die US-Fälschungen.

Spricht man Wolfgang Werner auf die jüngsten Fälschernachrichten aus New York an, dann rät der deutsche Kunsthändler erst einmal zur Besonnenheit. „Wir wissen hier noch nicht viel“, meint Werner. Und dass er alles, was nun kolportiert werde, erst einmal mit Vorsicht zur Kenntnis nähme.

Dabei war in seiner Galerie in der Fasanenstraße zuletzt eine Ausstellung mit abstrakter Malerei der Nachkriegszeit zu sehen. Darunter: ein Blatt von Robert Motherwell, einer jener Künstler, wegen denen nun das FBI in New York ermittelt (Tsp. vom 6. 12.). Laut „New York Times“ sollen dort in den vergangenen Jahren über renommierte Kunsthändler und Galerien gefälschte Werke unter anderem von Jackson Pollock, Mark Rothko, Franz Kline verkauft worden sein. Zu Preisen von bis zu 17 Millionen Dollar. Betroffen von den Vorwürfen ist auch die Galerie Knoedler, eine der ältesten Adressen im internationalen Kunsthandel. Dass Knoedler nach 165 Jahren just vor zwei Wochen schloss, schürt natürlich die Gerüchte. Für Werner sind es zunächst auch nur Mutmaßungen.

Tatsächlich verfügt New York über ein dichtes Netz von Experten in den großen Museen. Andere sitzen in Stiftungen und betreuen den Nachlass von Künstlern wie Rothko oder Pollock. Es gibt vorzügliche Werkverzeichnisse – und im Gegensatz zu den verfemten Bildern eines Kirchner oder Pechstein sind die Provenienzen der amerikanischen Nachkriegskunst weit weniger lückenhaft. Wolfgang Werner erinnert auch daran, dass Maler wie Motherwell zeit ihres Lebens nur wenig verkauften und dass ihr Werk deshalb vorzüglich im Nachlass dokumentiert ist. All das seien Möglichkeiten, die Echtheit eines Werkes zu überprüfen und sich von Experten bestätigen zu lassen. „Es würde mich wundern, wenn in New York niemand davon Gebrauch gemacht hat.“

Nicht zu vergessen jene Händler, die sich „fabelhaft auskennen“, meint Werner. Und dass jeder die Wahl habe, an wen er sich wende: „Es sei denn, er glaubt, ein Schnäppchen zu machen.“ Solche Fälle erwiesen sich viel zu oft als Täuschungsmanöver.

„Falsche Bilder kommen ja nicht weg. Sie werden zurückgezogen und tauchen bald wieder auf dem Markt auf.“ Inflationär sei diese Praxis in den achtziger Jahren gewesen. „Seitdem hat sich vieles verbessert.“ Dennoch kursiere ein Teil dieser Bilder noch immer. Fälschungen etwa von Kline wurden Werner schon mehrfach angeboten. Wie er sie erkennt? „Erst kommt das Auge“, meint der Händler. cmx

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