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Kultur: Abschied von der Vergangenheit mit Pomp und Pop

Die Adresse könnte nicht besser sein: Hackescher Markt Nummer eins. Vom eleganten Konferenzraum hoch oben im sechsten Stock schweift der Blick über die Dächer von Berlin, über den historischen S-Bahnhof, die Szene-Lokale, den Berliner Dom.

Die Adresse könnte nicht besser sein: Hackescher Markt Nummer eins. Vom eleganten Konferenzraum hoch oben im sechsten Stock schweift der Blick über die Dächer von Berlin, über den historischen S-Bahnhof, die Szene-Lokale, den Berliner Dom. Eine Traumlage für ein Kulturinstitut. Ein Anfang, der zugleich ein Ende ist.

Mit seinem großen neuen gelben Haus verabschiedet das British Council sich von der Vergangenheit: von Köln, wo sich die Deutschland-Zentrale des britischen Kulturinstituts bisher befand, vom alten West-Berlin und vom angestaubten Image des merry old England. Bisher logierte die Berliner Dependence des Councils in einer Schmuddelecke am Bahnhof Zoo, versteckt hinter dem Amerika Haus, das früher fast die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Das ist lange vorbei: Die Amerikaner haben ihren Kulturauftrag in Deutschland nach dem Ende des Kalten Kriegs offenbar für beendet erklärt - das Amerika Haus existiert nur noch als Haus, schon lange nicht mehr als Bibliothek und Veranstaltungsort. Die Briten, die hierzulande mehr Kulturzentren betreiben als in jedem anderen europäischen Land, gehen den umgekehrten Weg. Ist schon die neue Botschaft in Berlin ein architektonische Aushängeschild des jungen Britanniens, soll das British Council in der neuen Mitte ein "showcase" sein, so Simon Cole, der Leiter des Berliner Zentrums, für den der Anfang auch ein Ende ist: Im Juli zieht er nach Wien.

Gerade mit Veranstaltungen jenseits der etablierten, ohnehin bekannten Kultur will man auf sich aufmerksam machen. So werden beim British Independent Filmfestival von heute bis zum 31. Mai in verschiedenen Berliner Kinos Filme gezeigt, die (noch) keinen deutschen Verleih haben. Auch mit dem Informationszentrum, das sich bewusst nicht Bibliothek nennt, mit der Website, die 100 000 Besucher im Monat verzeichnet, und den Kursen des teaching centres setzt man vor allem auf ein junges Publikum.

Die Briten haben sich ihren großen Auftritt einiges kosten lassen. Wieviel, mochte der neue Direktor der Deutschland-Zentrale, Tony Andrews, nicht sagen, "das versuchen wir selber noch auszurechnen". Das Haus ist gemietet, nicht gekauft - und billig sind die Mieten am Hackeschen Markt nicht. Dafür strömt das junge Zielpublikum Tag und Nacht vorbei. So ist auch das Erdgeschoss bewusst offen, als Schaufenster gestaltet. Hier liegen Programm-Informationen aus, vor allem aber Zeitungen und Zeitschriften, hier werden auch kleine Ausstellungen zu sehen sein. Für die Innengestaltung hat das Council ein Architekturbüro engagiert, das die deutsch-britische Symbiose aufs Eleganteste verkörpert: Sauerbruch & Hutton, zu Hause in London und Berlin. Zürückhaltend, modern ist das Ergebnis, bis auf das Informationszentrum im ersten Stock, das gediegen-braun eingerichtet ist, so, wie man sich eine Bibliothek vorstellt. Wenn da nicht die türkisfarbene Decke wäre. Mit fliegenden Büchern in poppigen Farben hat Michael Craig-Martin sie bemalt, der Vater der New British Art: Bei dem gebürtigen Iren haben viele Sensations-Künstler wie Damien Hurst und Sarah Lucas studiert.

Neu ist auch die enge Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, die Tony Andrews, der gerade erst aus Moskau nach Berlin gekommen ist, anstrebt. Als diplomatische Vermittler sollen die beiden Einrichtungen nach seinen Vorstellungen gemeinsam in anderen Ländern, in Afrika zum Beispiel, aktiv werden. Ausbauen will der 53-Jährige auch den Austausch, vor allem von Jugendlichen aus unterprivilegierten Gegenden, die sonst keine Gelegenheit hätten, das andere Land kennen zu lernen.

Am Sonnabend und Sonntag wird das Haus mit einem "Welcome Weekend" eröffnet. Von morgens bis nachts treten die verschiedensten Künstler auf, vom Jazz-Musiker über die Performance-Lyrikerin bis zum Stand-Up-Comedian. Als Highlights werden das A-Capella-Quartett "Cantabile" und der DJ Kingsuk Biswas angekündigt, der britisch-asiatische elektronische Musik auflegt. Wer es lieber leiser mag: Am Sonntagnachmittag steht Professor Cratzleighs Flohzirkus auf dem Programm. Ein Mann, ein Floh.The British Council, Hackescher Markt 1, 10178 Berlin, Telefon 31 10 99 0, www.britcoun.de

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