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Kultur: Ach, Emil

Im Dezember 2004 hat das Arsenal eine Hommage an Emil Jannings veranstaltet, ein Jahr darauf gab es die zweite, jetzt folgt schon die dritte. In keinem der drei Fälle war die Jannings-Hommage beabsichtigt.

Im Dezember 2004 hat das Arsenal eine Hommage an Emil Jannings veranstaltet, ein Jahr darauf gab es die zweite, jetzt folgt schon die dritte. In keinem der drei Fälle war die Jannings-Hommage beabsichtigt. Den Betreibern ging es darum, an die große Zeit des Weimarer Kinos zu erinnern, aber Mitte der zwanziger Jahre gab es kaum einen wichtigen deutschen Film ohne Emil Jannings. Paul Lenis häufig imitierter Episodenfilm Das Wachsfigurenkabinett (Freitag) präsentiert einen kugelrund ausgepolsterten Jannings als Sultan Harun-al-Raschid, der einer Bäckersfrau nachstellt und sich im Schrank verstecken will, als ihr Ehemann auftaucht – leider ist der Schrank zu klein. In der Rolle eines stolzen Hotelportiers, der zum Toilettenmann absteigt, hat Jannings erschütternde Momente, dennoch fasziniert an F.W. Murnaus Der letzte Mann (Sonnabend) vor allem die entfesselte Kamera von Karl Freund. Die UFA-Produktion ist noch heute Pflichtprogramm für Filmstudenten, die vorgeführt bekommen, wie elegant sich eine Kamera durch Türen und schmale Korridore zu bewegen vermag. Ebenfalls viel bewundert und imitiert wurde E.A. Duponts Eifersuchtsdrama Variété (Sonntag). In diesem Prototyp aller Zirkusfilme ist Jannings eigentlich fehlbesetzt, denn mit seiner Figur konnte er Gewichtheber und Ringer spielen, aber niemals einen Trapezkünstler. Wer sollte diesen Mann auffangen? Eines der vielen Wunder des Films besteht darin, dass stimmige Details von der zentralen Fehlbesetzung ablenken. Und solange er am Boden bleibt, ist Jannings grandios.

Vor 70 Jahren ging Jannings nach Hollywood. Er wurde als Spitzenstar empfangen, entsprechend bezahlt und mit dem ersten Oscar ausgezeichnet. Schwerer hatten es jene deutschen Filmkünstler, die nach 1933 aus ihrer Heimat fliehen mussten. Detlef Sierck, der sich seiner jüdischen Frau zuliebe fürs Exil entschied, wurde erst auf Umwegen zu Douglas Sirk, dem Meister des Hochglanz-Melodrams. In seinem Frühwerk Das Mädchen vom Moorhof (1935) sind noch keine Pelze und Edelsteine zu sehen, hier verteidigt eine Magd ihre Würde als ledige Mutter (Mittwoch in den Eva-Lichtspielen). Der Film steht unter Ideologieverdacht: Weil ein paar Grashalme zu sehen sind und die Protagonistin ein Kind hat, bezichtigen ihn ein paar Nörgler der Blut-und-Boden-Propaganda.

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