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Kultur: Acht beachtliche Diener

Selbst eingefleischte Richard-Strauss-Fans kennen von seiner Oper "Capriccio" oft nur die Schlußszene mit Mondscheinmusik und Monolog der Gräfin - da sind die Erwartungen an eine komplette Aufführung des Einakters entsprechend hoch gesteckt.Vor einigen Jahren wurde Anna Tomowa-Sintow in dieser Partie an der Staatsoper Unter den Linden bejubelt.

Selbst eingefleischte Richard-Strauss-Fans kennen von seiner Oper "Capriccio" oft nur die Schlußszene mit Mondscheinmusik und Monolog der Gräfin - da sind die Erwartungen an eine komplette Aufführung des Einakters entsprechend hoch gesteckt.Vor einigen Jahren wurde Anna Tomowa-Sintow in dieser Partie an der Staatsoper Unter den Linden bejubelt.Bei der Wiederaufnahme des Werkes gab nun Carola Höhn ihr problematisches Rollendebüt als Gräfin: Zwar hätte sie die richtige Stimme für die Partie, doch ist ihr die Anstrengung den ganzen Abend über anzuhören.Ganz vorsichtig muß sie sich den Spitzentönen nähern.Dabei bleibt leider die Textverständlichkeit auf der Strecke, ohne daß dieser Verlust durch schiere Tonschönheit ausgeglichen wird.

Das übrige "Capriccio"-Ensemble läßt in der Staatsoper hingegen keine Wünsche offen.Allen voran zeigt Günter von Kannen als Theaterdirektor La Roche, wieviel Witz in Librettotext und Musik des spröden Konversationsstücks verborgen ist.Untrügliches Theatergespür läßt ihn auch bei auftrumpfender Komik die Grenze zum Chargieren übertreten.Stephan Genz und Jochen Kupfer gaben ihre Haus- und Rollendebüts als Graf und Olivier.Hier läßt sich beobachten, wie sorgfältig Wiederaufnahmen in der Staatsoper vorbereitet werden.Offenbar wurden die Neuen gut instruiert, um sich in die Inszenierung von Jonathan Miller mit ihren Anspielungen auf die Uraufführungssituation in München 1942 einzufügen.Um so besser, daß die beiden auch stimmlich für sich einnehmen.

Der Auftritt der acht Diener gegen Ende der Oper ist gefürchtet, weil das Publikum meist von stimmlosen Ensemblemitgliedern gequält wird.Doch selbst diese Kleinstrollen werden in der Staatsoper tatsächlich gesungen.Hier, jenseits der Rampenstars, beweist sich die Qualität eines Hauses.Diese Qualität konnte die Staatskapelle jedoch nicht liefern.Jeder Orchestermusiker betrachtete Tonhöhe und Intonation als Privatsache, und Dirigent Michael Boder schaffte es nur selten, Bühne und Graben zu synchronisieren.Ein ganz gewöhnlicher Abend also an einem großen deutschen Opernhaus.

Noch einmal am 22.Januar und 20.März in der Staatsoper Unter den Linden.

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