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Kultur: Achtstimmig

Joint Venture: das Tetzlaff- und das Arcanto-Quartett.

Wenn sich zwei Streichquartette zum Oktett zusammenschließen, könnte man recht heterogene Handschriften befürchten. Doch Tetzlaff- und Arcanto-Quartett sprechen im Kammermusiksaal so sehr mit einer Stimme, als beständen sie schon ewig als eine Formation. Dabei gehören den Ensembles sehr vielseitig tätige Musiker an, ein Wechsel der Positionen ergibt durchaus andere Klangprofile. So hält Christian Tetzlaff als Primarius die Fäden des ausladend-komplexen Oktetts von George Enescu zusammen, beseelt mit wandlungsfähigem Ton seine zwischen romantischer Nostalgie und harter Modernität fluktuierenden Energien. Vor allem Tabea Zimmermann an der Bratsche gibt melancholischer Melodik klangvolles Profil, schafft dadurch auch Ruhepunkte im kontrapunktisch durchwirkten Geschehen. Melodische Fantasie, wechselnde Beleuchtung einheitlicher Thematik, schneidende Spannung im Scherzo, im langsamen Satz dann tröstliche Ruhe, die sich im wirbelnden Walzertaumel „auf dem Vulkan“ entlädt – all das kennzeichnet ein geniales, selten aufgeführtes Werk und wird in so mitreißender und gleichwohl klarer Darstellung mit Jubel angenommen.

Mendelssohns Oktett, das erste und berühmteste seiner Gattung, klingt zuvor mit Antje Weithaas am ersten Pult gleich eine Spur distanzierter, kühl-elegant, filigran in den virtuosen Passagen, die der ersten Geigerin anvertraut sind. Der Rausch jugendlichen Überschwangs will sich so nicht ganz einstellen, eher werden Nuancen des Melancholischen hervorgehoben. Dafür erklingen die „Zwei Stücke für Streichoktett“ des jungen Dmitri Schostakowitsch voller Vitalität, auch tieftraurige Schmerzenstöne einschließend, die auf die Tragik des Komponisten fast prophetisch hinweisen. Isabel Herzfeld

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