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Action: Geld oder Leichen

„Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ mit Denzel Washington ist ein routinierter Thriller und professionell inszeniertes Popcornkino.

Fast schon moderat lässt es Kracher-Regisseur Tony Scott diesmal angehen. Hatte er zuletzt in „Déjà Vu“ eine Fähre mit über 500 Passagieren gleich zum Start malerisch in die Luft gejagt, widmet er sich in „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ mit gelassener Parallelmontage dem öffentlichen Nahverkehrswesen in New York. Während Walter Garber (Denzel Washington) in der Subway-Leitzentrale Dienst schiebt, besteigen ein paar sonnenbebrillte Finsterlinge die U-Bahn. Ryder (John Travolta) und seine Mannen bringen den Zug auf freier Strecke zum Stehen und nehmen die Fahrgäste als Geiseln. Forderung: zehn Millionen Dollar binnen einer Stunde, sonst wird jede Minute eine Geisel erschossen.

Es ist die alte Geschichte vom Helden wider Willen: Scharfschützen und ein polizeilicher Verhandlungsprofi (John Turturro) rücken an, aber die Erpresser wollen nur mit dem unbeholfenen Mann aus der Leitzentrale reden. Denzel Washington verkörpert diesen Alltagsmenschen so überzeugend wie einst den korrupten Cop in „Training Day“ und den Mythos „Malcolm X“. Auch John Travolta ist als Gegenspieler bestens besetzt und kommt ohne jene lästige Charisma-Show aus, mit der er seine Figuren schon zu oft in den Vordergrund gedrängt hat.

Ein Großteil der Handlung von „Pelham 123“ – ein Remake von Joseph Sargents „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“ (1974) – spielt am Funkgerät. Immer wieder verwendet Scott die Parallelmontage, in der die Manipulationsversuche der Gegner in Szene gesetzt werden. Das ist weitaus aufregender, als es auf dem Papier aussehen mag – und erinnert an Michael Manns nervenzerrenden „Heat“ mit De Niro und Al Pacino. Scotts routinierter Thriller mag nicht an dieses Werk heranreichen, hält aber seine Spannung bis zum Schluss – schnörkelloses, kompaktes und professionell inszeniertes Popcornkino. Martin Schwickert

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