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Judith Butler.

© dpa

Adorno-Preis: Umstrittene US-Philosophin Butler ausgezeichnet

Die US-Amerikanerin Judith Butler hat am Dienstag den Adorno-Preis verliehen bekommen. Diese Auszeichnung war im Vorfeld heftig diskutiert worden. Bei der Verleihung selbst spielte das dann aber kaum eine Rolle.

Draußen wird protestiert, drinnen applaudiert: Begleitet von Kritik ist die Philosophin Judith Butler am Dienstag mit dem Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet worden. Kulturdezernent Felix Semmelroth überreichte der 56-jährigen Amerikanerin in der Paulskirche die Auszeichnung. Vor dem Gebäude hatten zuvor mehrere Dutzend Demonstranten protestiert. Sie hielten Schilder hoch, auf denen zum Beispiel „Keine Ehre für Israelhass!“ zu lesen war. Gegenüber hatten sich Unterstützer von Butlers postiert.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Frankfurter Jüdische Gemeinde hatten die Auszeichnung scharf kritisiert und blieben der Preisverleihung fern. Sie halten Butler unter anderem vor, Hamas und Hisbollah als legitime soziale Organisationen bezeichnet zu haben und einen Boykott gegen Israel zu fordern. Butler hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und davor gewarnt, jede Kritik an Israel als Tarnung antisemitischer Motive zu verdächtigen. In ihrer auf Deutsch gehaltenen Rede in der Paulskirche ging sie auf die Auseinandersetzung nicht konkret ein. Der Name des Landes Israel fiel darin kein einziges Mal.

Butler setzte sich generell mit der Frage auseinander, wie ein gutes Leben in einer Welt geführt werden könne, die vielen ein solches Leben strukturell oder systematisch unmöglich mache. Ausgehend von Adornos Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ dachte sie über die Bedingungen gesellschaftlichen Engagements nach. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass „wir uns allen Formen von Gewalt entgegen stellen (müssen), die Leben zerstören und unlebbar machen“.

Auch die anderen Redner in der Paulskirche griffen die vorangegangene Debatte nicht explizit auf. Die Germanistin Eva Geulen meinte in ihrer Laudatio lediglich, Butlers Positionierungen seien zweifellos Frage kontrovers, „ihr in allem zustimmen zu wollen oder zu können, wäre absurd“.

„Nicht weniger absurd und geradezu fatal wäre es allerdings, die Auseinandersetzungen (...) zu unterbinden oder auszusetzen.“ Geulen würdigte Butler als öffentliche Intellektuelle, als kosmopolitisch, umstritten und streitbar, als Unruhestifterin, wie auch Adorno einer gewesen sei.

Kulturdezernent Semmelroth würdigte Butlers Leistungen für die Gender-Theorie und ihre Wirkung über den universitären Raum hinaus. „Ihre Stimme wird wahr- und ernstgenommen, natürlich nicht immer mit Zustimmung oder gar Wohlgefallen.“ Der Adorno-Preis wird seit 1977 alle drei Jahre vergeben. Er ist mit 50 000 Euro dotiert. (mit dpa/dapd)

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