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Die Akademie für Alte Musik hat sich auf die historisch informierte Aufführungspraxis spezialisiert.

© Uwe Arens/akamus

Akademie für Alte Musik: Heiterkeit hilft

Unterhaltungsmusik vom Feinsten: Die Akademie für Alte Musik lädt im Berliner Konzerthaus zur Italienreise mit Mozart

Noch sind sie da, trotz der Krise. Die Akademie für Alte Musik hat im Sommer Frischluftkonzerte gegeben und ist in der Kirche und der Villa Elisabeth aufgetreten, mit Hilfe von Fördergeldern des Bundes. Nun stehen 20 der gut 30 Ensemble-Mitglieder erstmals wieder in einem großen Saal auf der Bühne, im Berliner Konzerthaus. Dort gastierten sie zuletzt im vergangenen Winter. Konzertmeister Bernhard Forck freut sich darüber, und vor allem über die im Schachbrettmuster platzierten, trotz der zunehmenden Scheu vor geschlossenen Räumen zahlreich erschienenen Besucher. Auch wenn sie hinter ihren Masken etwas versteckt sind, wie Forck heiter bemerkt. Über 90 Prozent ihres Etats muss die Akademie als freies Ensemble selber erwirtschaften, bei empfindlichen Einbußen wird es wegen der pandemiebedingt reduzierten Ticketverkäufe wohl weiterhin bleiben.

Vielleicht hilft Heiterkeit da wirklich am Besten. Der junge Mozart in Italien, frühe Symphonien und ein Divertimento aus dieser Zeit, außerdem Werke seiner italienischen Bekanntschaften, des Mailänder Kapellmeisters Sammartini und seines Bologneser Kontrapunktlehrers Martini: Bei seiner ersten Reise gen Süden in Begleitung des Vaters war Mozart gerade mal 14.

Der Abend versammelt Unterhaltungsmusik vom Feinsten, beschwingte Werke, Aufmunterungen zum Tanz – und so mancher Besucherfuß wippt dabei verstohlen im Takt.

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Der größere Abstand zwischen den Musikern erhöht noch den Eindruck des Luftigen und einer Lockerheit, die wie immer bei der auf historische Aufführungspraxis spezialisierten Akademie aus verblüffender Präzision resultiert. Wie sie gleich in Mozarts G-Dur-Symphonie KV 74 Spannungsbögen auf- und wieder abbauen oder Schlusswendungen abfedern – so einmütig ist Heiterkeit selten.

Steife Etikette, leichtfüßige Musik

Gemälde aus den 1770er Jahren zeigen den pubertierenden Mozart mit steifem Lächeln, in Perücke und Rüschen. Auf der Reise mit seinem Vater hat er gewiss allerorten die Etikette befolgen, hofknicksen und liebebedienern müssen. Die Leichtfüßigkeit der Orchesterstücke ist da ein schönes Paradox. Sie findet sich in der Kantabilität der Themen genauso wie in der freudig pochenden Ungeduld des D-Dur-Divertimentos oder in dessen verspielt fugierten Passagen. Selbst die ungleich expressivere, mit Jagdhörnern auftrumpfende F-Dur-Sinfonia von Padre Martini gehen die Musikerinnen und Musiker mit sanfter Manier an, setzen elegante Affekte und seufzende Synkopen vor markige Unisono-Schlüsse.

Als Mozart dann in Salzburg die A-Dur-Symphonie KV 201 zu Ende schrieb, war er schon 18. Die Heiterkeit wird raffinierter, ist mit koketten Vorhalten, Ausfallschritten, virtuosen Läufen und gewittrigen Tremoli versetzt. Und mit Klangfarben. Das Werk hebt ja schon im Piano an, der duftig-gedämpfte Streicherklang im Andante betört noch mehr. Bogenstriche wie Luftstreichler, man fühlt sich umarmt.
Im nächsten Konzert reist die Akademie für Alte Musik übrigens weiter mit Mozart durch die europäischen Musikzentren seiner Epoche. Es geht zur Mannheimer Schule, am 8. November in der Villa Elisabeth.

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