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Kultur: Alarmsignal

Zu- und Abgänge bei der Roten Liste der Unesco

Es ist eine fatale Wiederholung der Geschichte, dass auf den Tag genau ein Jahr vor dem südostasiatischen Seebeben ein anderes, verheerendes Erdbeben stattgefunden hat: Am 26. Dezember 2003 fiel ihm die iranische Stadt Bam zum Opfer. Die historische Altstadt, ein einzigartiges Dokument der Safawidenzeit des 17. Jahrhunderts, wurde erst nach ihrer irreparablen Zerstörung in die Unesco Liste des Weltkulturerbes aufgenommen – und sogleich auf die „Rote Liste des gefährdeten Welterbes“ gesetzt. Noch sind keine Nachrichten vom Beginn des ins Auge gefassten Wiederaufbaus gemeldet worden. Bei einem anderen zerstörten Welterbe sind jetzt die Trümmer gesichtet: Die Reste der von den afghanischen Taliban gesprengten, aus dem Fels gemeißelten Buddha-Statuen von Bam wurden zumindest gesichert. Ein Fünftel der auf den Fels gemalten Fresken soll erhalten geblieben sein.

Auch die Statuen von Bam waren zum Zeitpunkt ihrer Zerstörung nicht auf der Unesco-Liste, weil es jahrzehntelang keine handlungsfähige afghanische Regierung mehr gab, die das hätte beantragen können – und nach den strikt etatistischen Regeln der Unesco auch müssen. Verglichen mit Tragödien wie in Bam und Bamiyan, nimmt sich die Einstufung des Kölner Domes als „gefährdet“ – wegen in allzu dichter Nachbarschaft errichteter und geplanter Hochhäuser – eher als Luxusproblem aus.

Dass die Eintragung in die Rote Liste allerdings hilfreich sein kann, beweisen die Vorgänge um die Tempel von Angkor, die nach langer Vernachlässigung und touristischer Übernutzung neuerdings als gesichert gelten. Im Falle der Festung Bahla im arabischen Oman waren es unsachgemäße Restaurierungsmethoden, die durch das Alarmsignal der Unesco abgewendet werden konnten. Ob bauliche Verluste bei dem Erdbeben in Sri Lanka und Thailand zu beklagen sind, ist derzeit noch unklar. BS

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