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Kultur: Albträume garantiert - ein Thriller von Thea Dorn mit blutigen Tatsachen

Wahrscheinlich versteht man in Amorbach die Welt nicht mehr. Ausgerechnet in dem schönen Odenwaldstädtchen soll eine so perfide Mörderin das Licht der Welt erblickt haben?

Wahrscheinlich versteht man in Amorbach die Welt nicht mehr. Ausgerechnet in dem schönen Odenwaldstädtchen soll eine so perfide Mörderin das Licht der Welt erblickt haben? So etwas kann man sich nur in Berlin ausdenken. Tröstlich immerhin, dass die Dame ihr blutrünstiges Handwerk ebenfalls dort ausübt. Wer geglaubt hat, dass Frauen ihre Opfer gern schmerzlos und elegant ins Jenseits befördern, lernt bei Thea Dorn das Gegenteil. In ihrem neuen Roman "Die Hirnkönigin" wird gesägt, geschnitten und so oft zugestochen, dass zart besaitete Naturen lieber die Finger von dem Buch lassen sollten. Wer Albträume mag, darf den Thriller gern vorm Einschlafen konsumieren.

Selbst Journalistin Kyra, deren clevere Recherchen schließlich Licht ins gruselige Geschehen bringen, wird angesichts der hingemetzelten Herren ab und zu ein bisschen blass. Im übrigen aber ist sie durch nichts zu erschüttern. Gewitzt (und auch im wahrsten Sinne des Wortes) boxt sich die Reporterin vor den Kollegen der Journaille an die Orte des Geschehens und kann allemal besser kombinieren als das tapsige Kommissar-Duo. Ob bei Flirt mit einem hinreißenden Kellner Unter den Linden oder beim Kräutertee mit der ehemaligen Hausbesetzerin in Prenzlberg, Kyra agiert mit beneidenswerter Perfektion. Neben soviel geballter Persönlichkeit wirken die übrigen Figuren wie Statisten, aber auch die könnten einem so oder ähnlich in Wirklichkeit begegnen.

Thea Dorn erzählt ihren dialogreichen Thriller gekonnt und legt dabei jenes Tempo vor, dass man in Berlin gewohnt ist. Sie hält sich nicht mit langatmigen Ortsbeschreibungen auf, sondern konzentriert sich auf den Plot. Der ist hochspannend, da wir, wie Kyra, eine Zeitlang die falsche Fährte verfolgen. Weil der Roman mit ungezählten Zitaten aus der griechischen Mythologie gespickt ist, kann man nebenbei etwas für seine Bildung tun. Wie hieß es noch gleich bei Homer? "Und das Rückenmark spritzte aus den Wirbelknochen ..." Fürchterliches geschieht da, wie auf dem Theater inszeniert, nur dass die Malträtierten am Ende wirklich kopflos sind. Ausnahmslos Männer übrigens. Und denen dürfte nach der Lektüre bei einem Besuch im Pergamon-Museum ein fröstelnder Schauer über den Rücken laufen.Thea Dorn: Die Hirnkönigin. Rotbuch Verlag, Hamburg 1999. 299 Seiten, 36 Mark

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