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Kultur: Alle meine Stimmen

OPER

In der Tagesspiegel-Redaktion ist er noch lebhaft in Erinnerung als meinungsfreudiger, streitbarer Geist. Seit Manuel Brug 1998 zur „Welt“ wechselte, trifft man ihn überall – und immer mit einem Koffer in der Hand. Brug ist vielleicht der deutsche Musikkritiker, der in den vergangenen zehn Jahren am meisten herumgekommen ist. Nun hat er die Früchte dieser regen Reisetätigkeit zu einem Buch destilliert: Die neuen Sängerstimmen (Henschel Verlag, 24,90 Euro) hat keinen geringeren Anspruch, als die 300 wichtigsten aktiven Opernsolisten zu porträtieren. Und zwar auf genau 318 Seiten.

Da heißt es: Fasse dich kurz. Da bleibt zwangsläufig vieles oberflächlich. Brug versucht, diese Not in eine Tugend umzumünzen, indem er in 15 Kapiteln jeweils einen Überblick über einzelne Sängergruppen gibt, von den Newcomern über Koloraturprinzessinnen, Countertenöre oder Liedinterpreten bis zur russischen Schule. Dabei beeindruckt er mit Kenntnisfülle – und verschreckt sicher auch manchen Leser, wenn er mit gnadenloser Subjektivität über Stars den Stab bricht oder von den Fans geliebte Persönlichkeiten links liegen lässt, wie beispielsweise Petia Petrova, zu der er lediglich anmerkt, sie sei „ebenfalls eine ordentliche Sängern“.

Dank seines sehr faktenreichen Lexikonteils könnte sich Brugs Buch aber dennoch zum Standardwerk für jene Stimmfreaks mausern, die sich vor dem Besuch eines großstädtischen Opernhauses schnell darüber informieren wollen, was von den für den jeweiligen Abend eingeflogenen Gaststars zu erwarten ist.

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