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Kultur: Allen Buhs zum Trotz

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf will noch mehr Händel hören Die Fans der Alten Musik dürfen triumphieren: Nachdem schon im letzten Jahr David Aldens „Tamerlan“-Inszenierung an der Komischen Oper das Highlight der hauptstädtischen Musiktheatersaison war, stellt sich auch diesmal wieder eine Händel-Oper als erster großer, hundertprozentiger Premieren-Coup heraus. Dass sich bei der Premiere des „ Rinaldo “ offenbar etliche Menschen in die Staatsoper verirrt hatten, die nicht wussten, was sie erwarten würde, und gegen Nigel Lowerys atemberaubend freche und gescheite Inszenierung heftig protestierten, darf in diesem Zusammenhang nicht irritieren.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf will

noch mehr Händel hören

Die Fans der Alten Musik dürfen triumphieren: Nachdem schon im letzten Jahr David Aldens „Tamerlan“-Inszenierung an der Komischen Oper das Highlight der hauptstädtischen Musiktheatersaison war, stellt sich auch diesmal wieder eine Händel-Oper als erster großer, hundertprozentiger Premieren-Coup heraus. Dass sich bei der Premiere des „ Rinaldo “ offenbar etliche Menschen in die Staatsoper verirrt hatten, die nicht wussten, was sie erwarten würde, und gegen Nigel Lowerys atemberaubend freche und gescheite Inszenierung heftig protestierten, darf in diesem Zusammenhang nicht irritieren. Denn erstens sitzt inzwischen das „richtige“ Publikum mit Sinn für Lowerys Humor in den Vorstellungen und sorgt für volle Häuser (und das selbst an einem Mittwoch um 18 Uhr), und zweitens wurde David Alden just im Januar letzten Jahres für seinen „Tamerlan“ ebenso heftig ausgebuht. Wichtiger ist ohnehin, dass durch den Doppelerfolg vielleicht klar geworden ist, dass das massenkompatible Kernrepertoire des Opernbetriebes eben nicht, wie seit Generationen behauptet, mit Mozarts „Entführung“ beginnt, sondern weit vorher. Dass Händel, Rameau und Monteverdi ebenso das Publikum anziehen können wie Puccini, Wagner und Verdi – auch wenn sich die Full-Size-Orchester der drei Opernhäuser natürlich nach Kräften dagegen sträuben und lieber mit spätromantischen Phonschlachten auftrumpfen. Also nichts wie her mit den vielen anderen, wunderbaren Händel-Opern, mit „Alcina“, „Rodelinda“, „Ariodante“, und wie sie auch immer heißen! Vorerst kann der Händel-Hunger ab 30. Januar durch die zweite szenische Premiere der Staatsopern-Barocktage gestillt werden, auch wenn „Acis und Galathea“ keine wirkliche Oper, sondern ein merkwürdiges stilistisches Unikum ist – somit allerdings auch ein guter Ansatzpunkt für kreatives Musiktheater. Und dafür wird die regieführende Jenny Erpenbeck hoffentlich sorgen. Allen Buhs zum Trotz.

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