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Kultur: Alles auf Null

Die „Ernst Busch“-Debatte kommt nur mühsam voran.

Man könnte glauben, es ist die pure Lust am Debattieren, der reine Masochismus, der das Thema „Schauspielschule Ernst Busch“ seit 15 Jahren auf der politischen Agenda hält. Hier das vorerst jüngste Kapitel: Nach den Protesten der letzten Tage hat sich die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus am gestrigen Donnerstag mit Vertretern der Schule geeinigt, die „Ernst Busch“ für 33 Millionen Euro zu sanieren. Konkret kann das vieles bedeuten: die bestehenden vier Standorte, unter denen die Schule seit Jahren leidet, zu sanieren, den zuletzt aufwändig geplanten Zentralstandort Chausseestraße zu bauen oder einen völlig neuen Standort zu planen. Das ist der Debattenstand von vor 15 Jahren. Alles zurück auf Null.

Entsprechend hoch wogten die Wellen am selben Nachmittag bei der (schon länger angesetzten) aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus. Die Luft brannte noch von der Aussprache zum Flughafen-Debakel kurz zuvor. Die Rolle des Buhmanns hatte SPD–Wissenschaftssprecher Lars Oberg inne. „Wir haben kein Wort gebrochen“, sagte er trotzig. Seit 2010 seien die Kosten bei 33 Millionen Euro gedeckelt gewesen. Jetzt habe die Schule eingelenkt, doch noch mit diesem Betrag auszukommen – und nicht auf 34,7 Millionen Euro zu pochen, wegen der im Haushaltsausschuss am vergangenen Freitag das ganze Projekt zum dritten Mal gekippt wurde. Oberg gefiel sich in der Rolle des Haushaltswächters. Die Entscheidung vom Freitag wirkte plötzlich wie eine Disziplinarmaßnahme: „Wir stehen dazu, die Schule zu sanieren. Aber wir brauchen keinen Standortfetischismus.“ Angesichts der Tatsache, dass die Ernst Busch-Studierenden seit Jahren enervierende Wege auf sich nehmen, um in baufälligen und teils asbestverseuchten Gebäuden ihr Handwerk zu lernen, wirkte das reichlich höhnisch.

Wahrscheinlich läuft es jetzt auf eine abgespeckte Version der Chausseestraße hinaus. Weil die SPD so genau auf zwei Millionen Euro schaut, prasselte der Zorn der Opposition (die den Kostendeckel allerdings zum Teil selbst mit ausgehandelt hatte) auf Oberg nieder. Für „ein Stück aus dem Tollhaus“ hielt das Ganze Wolfgang Albers (Linke). Keiner fuhr so auf wie Christoph Lauer von den Piraten, der wegen der kurzfristigen Einigung das Parlament verhöhnt sah. „Es kotzt mich an, was Sie als Sparkommissar für eine Show veranstalten.“ Das klang selbst nach höherer Schauspielschule. Die fällige Rüge nahm er in Kauf.  Udo Badelt

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