zum Hauptinhalt

Kultur: Alles auf Zucker

Da die Stadterleuchterin einst ihr Deutsch-Abi nur mit rettender Hilfe von Brechts „Lob des Zweifels“ überstanden hat, darf der 50. Todestag des großen Dialektikers auch an dieser Stelle nicht fehlen.

Da die Stadterleuchterin einst ihr Deutsch-Abi nur mit rettender Hilfe von Brechts „Lob des Zweifels“ überstanden hat, darf der 50. Todestag des großen Dialektikers auch an dieser Stelle nicht fehlen. Kein Gedicht freilich soll es sein, auch kein „ echter“ Brecht – aber gab es den überhaupt? Schließlich hatte das nach der Vorlage von John Gay aus dem 18. Jahrhundert mit einigen Villon-Versen angereicherte Buch zur „Dreigroschenoper“ dem Autor selbst Plagiatsvorwürfe eingehandelt, lange bevor die von ihm weitgehend unterschlagene tatkräftige Mitarbeit Elisabeth Hauptmanns weitere Wellen schlug.

Dass der in Fragen geistigen Eigentums so laxe Dichter bald bei der Verfilmung seiner Oper ein Urheberrechtsverfahren gegen die Produktionsgesellschaft anstrengte, scheint Ausbund purer Heuchelei. Zumindest stellen die Vorgänge um G.W. Pabsts Dreigroschenoper (1931) erhellend Brechts sehr praktischen Umgang mit scheinbar prinzipiellen Fragen unter Beweis. Insgesamt drei Lieder wurden neben vielen politischen Spitzen dem vermeintlichen Publikumsgeschmack geopfert, der Film insgesamt laut Kritikerin Lotte Eisner vom Regisseur „mit Zuckerguß überhaucht“. Und nur wenig freundlicher: „Wenn man ihn sich heute (1957) ansieht, so muß man widerwillig zugeben, daß es doch noch ein Film geworden ist.“ Montag abend pünktlich zu Brechts Todestag sind Rudolf Forster als Mackie Messer, Lotte Lenya (Jenny) und Carola Neher (als Polly) noch einmal im Freilufttheater Friedrichshain zu sehen und hören.

Die musikalisch durch und durch deutsche Dreigroschenoper mag im nebelumflorten London spielen – richtig britisch dagegen dürfte es morgen abend auf der Parkbühne im Schlosspark Biesdorf zugehen, wo Yellow Submarine (1968) gegeben wird. Der Veranstalter (www.biesdorfer-parkbuehne) preist George Dunnings Beatles-Animationsfilm zwar als „Tipp“ mit drei roten Ausrufezeichen an, gibt sich allerdings synchronisationstechnisch eher karg. Ob die Gegenspieler der Beatles, die Blue Meanies, nun womöglich deutsch singen? Das wäre dann locker ein viertes Ausrufezeichen wert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false