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Kultur: Alles geklaut?

Südafrika streitet sich über Picasso

Die erste große Picasso-Ausstellung auf dem afrikanischen Kontinent, genauer: in Johannesburg, begleitet eine heftige Kontroverse: Es geht um die Frage, ob Picasso kolonialen Ideenklau begangen hat. Mit einem Leserbrief hat ausgerechnet der Sprecher des südafrikanischen Kulturministeriums eine Debatte losgetreten, die große Wellen schlägt. Erst Afrikas kreative Energie habe Picassos erlahmendes Talent neu entfacht, heißt es in dem Brief von Sandile Memela, den der frühere Kunstkritiker als Privatmann verfasst haben will: „Heute wird die Wahrheit zur Schau gestellt, dass Picasso nicht das anerkannte Genie gewesen wäre, hätte er nicht die Arbeit, ,anonymer’ (afrikanischer) Künstler gestohlen und für seine Zwecke angepasst.“

Seitdem tobt ein öffentlicher Kleinkrieg um die Würdigung des afrikanischen Einflusses auf Picassos Werk. In dem einstigen Apartheidstaat verläuft die Debatte weitgehend entlang der Rassenlinien und provoziert auch heftige Reaktionen der afrikanischen Diaspora im Ausland. Während die Ausstellung angesichts des großen Publikumsandrangs um eine Woche bis heute verlängert wurde, meldete sich nun eine der Kuratorinnen zu Wort. „Picasso hat nie der Mut gefehlt, den Einfluss afrikanischer Kunst zuzugeben“, erklärte Marilyn Martin, die Leiterin des Iziko-Museums in Kapstadt, der nächsten Station der Ausstellung „Picasso und Afrika“. In der Tat hatte Picasso nie einen Hehl aus seiner Faszination für Afrikas Kultur gemacht, aus der er den Kubismus entwickelte. Schmale Augenschlitze, kantige Formgebung: Die mystische Ausstrahlung afrikanischer Masken und Skulpturen inspirierte auch Künstler wie Henri Matisse, Emil Nolde oder Ernst Ludwig Kirchner. Neben den Werken Pablo Picassos sind in der Ausstellung in der Johannesburger Standard Bank Gallery auch 29 afrikanische Skulpturen zu sehen, die dem Künstler als Vorbild dienten. dpa

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