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Kultur: Alles Spaß

Runnicles dirigiert Jazz in der Deutschen Oper

„In the end, everything is a gag.“ So entlässt uns Charlie Chaplin in die Nacht – aus der Deutschen Oper, wo sein Porträt auf der Rückwand der Bühne erscheint, dazu ein Song. Es ist ein so kurioses wie liebenswertes Konzert, das von diesem Spruch abgesegnet wird. Generalmusikdirektor Donald Runnicles hat sich den Traum erfüllt, die „großartige“ Bigband einmal mit dem „großartigen“ Orchester der Deutschen Oper zusammenzuführen. Zwiespältig zunächst Gershwin aus vollem symphonischen Rohr. Dann kommt die Bigband hinzu, um mit den Klassikern eine Partnerschaft zu bilden.

Das Duett der beiden Formationen, mit Großfotos der Komponisten illustriert, zündet in „Improvisations“ von Mátyás Seiber, dem Ungarn, der in Frankfurt die erste Jazzklasse weltweit leitete (sie wurde von den Nazis geschlossen). Soli aus beiden Gruppen, gezupfter Bass, sieben Kontrabässe. Folgt die große Schmeichelei, „The Folks Who Live on the Hill“ von Jerome Kern. Trompetenseligkeit und Streichersound, dazu die Stimme von Deborah J. Carter, biegsam, unforciert, expressiv bis ins leicht girrende Vibrato – ein amerikanischer Traum. Rätselhaft dagegen, warum Runnicles eine Symphonische Dichtung „Feste Romane“ von Respighi einschiebt, darin „Christ ist erstanden“ nebst gefährlicher Längen. Die Hitparade „Swingphonic Collection“ elektrisiert das Publikum. Ebenso die Broadwaysongs, die Arrangeur Honetschäger passend gemacht hat. „Summertime“ wird von „Faszinating Rhythm“ glatt überboten, da der sperrige Gerswin-Song hier seinem Namen alle Ehre macht. Bei Cole Porter meldet sich Baritonsaxofonist Rolf von Nordenskjöld. Alles ist Spaß, die Stimmung blendend. Sybill Mahlke

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