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Kultur: Alles temporär

Die Berlinische Galerie gastiert mit „Nach der Natur“ im Kunstforum

„Nach der Natur“ malte Claude Monet seinen berühmten „Heuhaufen“, Paul Cézannes „Die Ernte“ entstand bereits „parallel zur Harmonie der Natur“. Karin Rosenberg knüpft mit ihrem „Strohballen“ an die Tradition der Landschaftsmalerei an und ist zugleich in der Gegenwart angelangt.

Realistisch, doch bar jeglicher Illusion ist das technisierte Naturprodukt direkt auf die Eingangswand zu der seit Freitag gezeigten Ausstellung „Nach der Natur“ gezeichnet. Mit diesem „Zwischenspiel“ gastiert die Berlinische Galerie – nach den „Paarungen“ und der Architekturschau „Fifty:Fifty“ – zum dritten Mal im Kunstforum der Grundkreditbank und präsentiert erneut ein gelungenes, thematisches Konzentrat ihrer Bestände.

Mit knapp vierzig zumeist mehrteiligen Arbeiten von 1973 bis in die Gegenwart stellt das Landesmuseum ohne Haus und Ankaufsetat einmal mehr unter Beweis, dass es seinem Sammlungsauftrag trotz widriger Umstände erfrischend nachkommt. So temporär das Wandbild Karin Rosenbergs, so episodisch scheinen die Lösungen für den seit vier Jahren avisierten, immer noch ungeklärten neuen Standort. Eine Entscheidung wird jetzt für Anfang September angekündigt.

Dass die mediale Vielfalt der Ausstellung nicht zum Wildwuchs gerät, verdankt sie einer konzentrierten und anregenden Konzeption. Einen fruchtbaren Dialog gehen Thomas Florschuetz’ poetische Fotografien, die das Fenster zur Welt magisch verschließen, mit der kinetischen Skulptur George Rickeys ein, die Luftraum und Naturgesetze abstrakt beschwört. Neben Zeichnungen (Eva Maria Schön, Karin Meldner) und Fotografien (Arwed Messmer, Caroline Dlugos) thematisieren Papierschnitte von Gabriele Basch und ein Video-Stillleben von Anne Katrine Dolven das Phänomen Natur und den längst akzeptierten Status ihrer Künstlichkeit. Zwar fehlt es an klaren oder provozierenden Stellungnahmen, doch spiegelt sich hierin eine generelle Tendenz der neunziger Jahre, die in der Auswahl überwiegen.

Das Gegensatzpaar Natürlich-Künstlich scheint aufgehoben, und wie sehr das Subjekt Teil von beiden ist, zeigt Thomas Ellers Foto-Installation „THE Selbst mit großem Rasenstück“ ebenso wie Remy Markowitschs irritierende Serie, die der Ausstellung ihren Titel gab.

Als roter Faden ziehen sich die kulturelle und mediale Prägung der Wahrnehmung von Natur und die damit einhergehende Distanz durch die Ausstellung. Auf sprachliche Konnotationen des Kreatürlichen verweist Martin Riches’ kinetisches Klangobjekt, und Svetlana Kopistiansky untermalt ihr romantisch anmutendes Seestück mit einem Textauszug des Realisten Leo Tolstoi.

Eine der eindrücklichsten Arbeiten gelingt Heike Baranowsky mit „Parallax“. Das ebenso schlichte wie faszinierende Video-Diptychon subsumiert den Wald als „rasenden Stillstand“. Die Sehnsucht nach der Natur fokussiert auch Kurt Buchwald: am Strand der Balearen stoppt der touristische Voyeurismus an signalroten Farbfeldern vor dem Kameraobjektiv.Michaela Nolte

Berlinische Galerie im Kunstforum der Grundkreditbank, Budapester Str. 35, bis 27. Oktober. Katalog 15 €.

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